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Boehringer

Afatinib zugelassen, andere Wirkstoffe in der Pipeline

01.10.2013  17:44 Uhr

Von Sven Siebenand / Die europäische Arzneimittelagentur EMA hat das Afatinib-haltige Präparat Giotrif zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) mit aktivierenden Mutationen im epidermal growth factor receptor (EGFR) zugelassen.

Etwa 10 bis 15 Prozent der NSCLC-Patienten weisen bei Kaukasiern solche Mutationen auf. Das meldet Hersteller Boehringer Ingelheim. Die Zulassung von Giotrif umfasst die Erstlinientherapie und auch spätere Behandlungslinien bei Patienten, die keine vorangegangene Therapie mit EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitoren erhalten haben.

 

Afatinib ist der erste irreversible ErbB-Family-Blocker, der die Signalweiterleitung aller relevanten Rezeptoren der ErbB-Family, darunter EGFR (ErbB1), blockiert. Die Rezeptoren der ErbB- Family spielen eine wichtige Rolle bei Wachstum und Progression vieler Tumorerkrankungen. Darum befindet sich Afatinib derzeit auch bei Kopf-Hals-Tumoren in Phase III der klinischen Entwicklung.

 

Boehringer Ingelheim testet darüber hinaus mit Nintedanib einen weiteren Wirkstoff in der Phase III. Er könnte beim NSCLC und beim Ovarialkarzinom zum Einsatz kommen. Es handelt sich um einen oralen Dreifach-Angiokinase-Hemmer. Er blockiert gleichzeitig drei Klassen von Rezeptor-Tyrosinkinasen: VEGFR 1 bis 3 (vascular endothelial growth factor receptors), FGFR 1 bis 3 (fibroblast growth factor receptors) sowie PDGFR α und β (platelet-derived growth factor receptors). Alle drei Rezeptorklassen sind an der Ausbildung und Aufrechterhaltung neuer Blutgefäße (Angiogenese) beteiligt. Ihre simultane Blockade könnte die Angiogenese unterbinden, die eine entscheidende Rolle beim Wachstum und bei der Metastasierung solider Tumoren spielt.

 

Last but not least arbeiten Krebsforscher an Substanzen, die Zellzyklus­kinasen inhibieren. Der Zellzykluskinase-Inhibitor Volasertib von Boehringer Ingelheim hemmt die Polo-like Kinase 1 (Plk 1), die an Zellteilungsprozessen beteiligt ist. Dieser Wirkstoff befindet sich bei akuter myeloischer Leukämie in Phase III der klinischen Entwicklung. /

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