Auf Change Talk achten |
28.09.2010 14:32 Uhr |
Wie gehe ich in der Apotheke mit Patienten um, die ein Motivationsproblem haben und damit spezielle Compliance-Probleme aufweisen, etwa chronisch Kranke oder Patienten ohne Leidensdruck beziehungsweise Krankheitsverständnis? »Untersuchungsergebnisse zeigen, dass ein konfrontativer Umgang eher kontraproduktiv ist und zu signifikant hohen Abbruchraten und Rückfallen führt«, so Bernd Dewald, Apothekeninhaber aus Emmerich.
Sätze wie »So kann das aber nichts werden« oder »Sie wissen doch, dass Ihnen das schadet« seien damit also wenig hilfreich. Gemeinsam mit der Diplom-Psychologin Anne Lange-Stricker aus Telgte stellte Dewald Workshopteilnehmern die Technik der »motivierenden Gesprächsführung« (motivational interviewing) vor. »Diese Technik hat ihre Wurzeln in der Behandlung von Suchtpatienten«, erklärte Lange-Stricker. Es sei relativ neu, dass sie auch in Apotheken Anwendung findet. Nichtsdestotrotz könnten Patienten damit »sehr einfach auf den Weg gebracht werden«. Dewald ergänzte, dass schon kurze Interventionen zu erheblichen Verhaltensänderungen führen können.
Motivierte Patienten zeigen das durch eine besondere Form der Kommunikation: Change Talk. Woran erkennt man Change Talk? Äußerungen wie: »Ich bin auch nicht so ganz glücklich mit der Situation« oder »Ich denke darüber nach, ob es nicht auch besser werden könnte« weisen darauf hin. »Achten Sie auf Sätze, in denen das >Ich will< mitschwingt«, gab Lange-Stricker einen Ratschlag für das Patientengespräch. Sie zeigen, dass Motivation vorhanden ist, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Die Diplom-Psychologin betonte, dass es sehr wichtig ist, auf solche Äußerungen positiv und bestärkend zu reagieren, etwa mit »Prima, der richtige Weg« oder »Genau, richtiger Gedanke«. Im Folgenden zeigten die beiden Referenten auf, wie man Change Talk beim Patienten hervorrufen kann. Dazu gehöre erstens, Einfühlen und Akzeptanz zu vermitteln (Sätze wie »Das würde mir auch schwerfallen.«). »Was glauben Sie könnte geschehen, wenn es so weitergeht, wie bisher?« Mit derartigen Formulierungen kann der Apotheker Diskrepanz ohne Bewertung beim Patienten entwickeln. Ein weiterer Schritt, der zu Change Talk führt, ist, Optimismus und Zuversicht zu fördern (»Ich bin der festen Überzeugung, dass Sie das schaffen.«). Last but not least gilt es die Veränderungsabsicht zu bestimmen (»Was glauben Sie, sollten Sie jetzt tun?«). »Der Patient muss wollen, können und dürfen«, fasste Dewald zusammen. Die Medikamente seien die Hardware, Compliance-Förderung reine Software. /