Empfehlungen zur Blutdrucktherapie |
16.09.2013 14:36 Uhr |
Von Manfred Schubert-Zsilavecz / Seit 2011 gibt es von der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Gesellschaft für Hypertonie und Prävention ein Positionspapier zur Behandlung der arteriellen Hypertonie. Dieser Beitrag stellt ausgewählte Aspekte dieses Papiers und daraus resultierende Empfehlungen dar. Ein Auszug aus der aktuellen »Pharmakon«-Ausgabe 5/2013 mit dem Schwerpunkt Antihypertensiva.
Das primäre Ziel der Behandlung von Hypertonikern ist die maximale langfristige Reduktion des kardiovaskulären Risikos. Dieses Ziel erfordert, dass neben der Behandlung des erhöhten Blutdrucks alle anderen therapeutisch beeinflussbaren Risikofaktoren identifiziert werden und die entsprechende Behandlung eingeleitet wird. Eine Metaanalyse von Interventionsstudien bei Patienten mit essenzieller Hypertonie Grad 1 (leichte Hypertonie) und Grad 2 (mittelschwere Hypertonie) zeigte, dass eine Therapie mit Antihypertensiva die Mortalität senkt und die Zahl von kardiovaskulären Ereignissen vermindert.
Foto: Fotolia/Gina Sanders
In den weitaus meisten der in der Metaanalyse ausgewerteten Studien war der diastolische ZielblutdruckVerlauf der Untersuchungen lagen die Blutdruckwerte in der Placebogruppe bei 149/91, in der mit Antihypertensiva behandelten Vergleichsgruppe bei 138/86 mmHg. Die Zahl der Schlaganfälle (primärer Endpunkt; P
Aufgrund der geschilderten Untersuchungen wurde von vielen Fachgesellschaften für die Behandlung von Hypertonikern ein Zielblutdruck von < 140/90 mm Hg empfohlen. In der HOT-Studie wurde überprüft, ob niedrigere diastolische Zielblutdruckwerte einen zusätzlichen Nutzen erbringen. Bei insgesamt 18 790 überwiegend nicht diabetischen Hypertonikern wurden randomisiert diastolische Zielblutdruckwerte von ≤ 90 mmHg, ≤ 85 mmHg oder aber ≤ 80 mmHg angestrebt. Es ergaben sich keine Unterschiede zwischen den Patienten mit dem höchsten und dem niedrigsten Zielblutdruck in der Gesamtmortalität, der kardiovaskulären Mortalität, den kardiovaskulären Ereignissen und der Zahl der Schlaganfälle. Lediglich die Zahl der Myokardinfarkte war bei den Patienten mit dem niedrigsten Zielblutdruck geringer als bei den Patienten mit dem höchsten Zielblutdruck. Der Unterschied war aber nur marginal statistisch signifikant (p = 0,05).
Bedenken gegen eine zu starke Blutdrucksenkung ergeben sich aus einer Post-hoc-Analyse der International Verapamil-Trandolapril Study (INVEST). Für diese Studie wurden Hypertoniker mit Koronarer Herzkrankheit rekrutiert. Ausgehend von Blutdruckwerten > 160/110 mmHg nahm die Inzidenz des primären Endpunkts (Summe von Mortalität sowie nicht tödlichen Herzinfarkten und Schlaganfällen) mit den durch Antihypertensiva gesenkten Blutdruckwerten ab bis zu einem Optimum bei etwa 120 bis 140/70 bis 90 mmHg. Bei niedrigeren Blutdruckwerten stieg diese Inzidenz bei Patienten, bei denen keine revaskularisierenden Maßnahmen eingesetzt worden waren, wieder an. Besonders deutlich war die Zunahme der Inzidenz von Herzinfarkten bei diastolischen Blutdruckwerten < 70 mmHg.
Aufgrund der geschilderten Datenlage erscheint es den Fachgesellschaften sinnvoll, generell bei Hypertonikern den Blutdruck auf Werte <140/90 mmHg zu senken. Werte <120/70 mmHg sollten nicht angestrebt werden. Dies gilt insbesondere für Hochdruckkranke mit Koronarer Herzkrankheit. Überlegungen zum Zielblutdruck bei älteren Hypertonikern sowie bei Hochdruckkranken mit Diabetes mellitus werden in den entsprechenden Beiträgen diskutiert. /
Antihypertensiva sind der Themenschwerpunkt der aktuellen Ausgabe von »Pharmakon«, der Zeitschrift für Mitglieder der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG). Sie enthält neben dem hier vorgestellten Beitrag von Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz unter anderem Artikel zur Pharmaziegeschichte, klinischen Pharmakologie, medizinischen Chemie sowie zur leitliniengerechten Therapie. »Pharmakon« erscheint sechsmal jährlich. Jede Ausgabe hat einen inhaltlichen Schwerpunkt, der in mehreren Beiträgen aus unterschiedlichen Perspektiven aufbereitet wird. Ein kostenloses Abonnement ist in der DPhG-Mitgliedschaft inbegriffen. Die Zeitschrift ist auch als Einzelbezug erhältlich. Weitere Informationen finden sich auf www.pharmakon.info.