E-Zigaretten und Pflaster gleichwertig |
16.09.2013 14:35 Uhr |
Von Ulrike Viegener / E-Zigaretten werden als Alternative zum herkömmlichen Glimmstängel immer beliebter. Fraglich ist jedoch, ob die Verdampfer tatsächlich gesundheitlich unbedenklich sind, wie Hersteller behaupten. Zur Raucherentwöhnung eignen sie sich jedenfalls nicht besser als Nicotinpflaster. Das belegen aktuelle Studienergebnisse.
Harte Daten zur Effizienz der E-Zigarette als Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung gab es bislang nicht. Jetzt wurden hierzu erstmals zwei kontrollierte klinische Studien vorgelegt.
In der ASCEND-Studie, einer laut den Autoren pragmatisch randomisierten Doppelblind-Studie, wurde die E-Zigarette an insgesamt 657 abstinenzwilligen Rauchern gegen ein Nicotinpflaster geprüft. Die Studienergebnisse erschienen nun im Fachjournal »The Lancet«(doi: 10.1016/S0140-6736(13)61842-5).
Die Erfolgsquoten in der Raucherentwöhnung sind generell nicht sehr hoch. Mit E-Zigaretten klappt es aber auch nicht besser als mit Nicotinpflastern.
Foto: Shutterstock/Stepan Kapl
Keine signifikanten Unterschiede
Die Teilnehmer wurden drei Gruppen zugeteilt: Die erste wendete E-Zigaretten mit 16 mg Nicotin an, die zweite ein Pflaster mit 21 mg Nicotin, und die dritte Gruppe erhielt als Placebo E-Zigaretten ohne Nicotin. Parallel konnten sich die Probanden bei einer auf Raucherentwöhnung spezialisierten Hotline beraten lassen. Die aktive Studienphase betrug zwölf Wochen.
Primärer Studienendpunkt war Nicotinabstinenz nach sechs Monaten, verifiziert anhand der Kohlenmonoxid-Konzentration in der Exspirationsluft. Folgende Abstinenzraten wurden ermittelt: 7,3 Prozent mit der nicotinhaltigen E-Zigarette, 5,8 Prozent mit dem Nicotinpflaster und 4,1 mit der Placebo-E-Zigarette. Die Unterschiede zwischen den beiden Verumgruppen waren ebenso wenig signifikant wie die Unterschiede gegenüber Placebo.
Der bescheidene Erfolg der E-Zigarette bei der Raucherentwöhnung wird durch eine zweite placebokontrollierte Doppelblind-Studie mit insgesamt 300 Probanden bestätigt, die im Journal »PLOS one« erschien (doi: 10.1371/journal.pone.0066317). Verglichen wurden drei Regime: E-Zigaretten mit 7,2 mg Nicotin, E-Zigaretten mit initial 7,2 mg und nach sechs Wochen 5,4 mg Nicotin und als Placebo E-Zigaretten ohne Nicotin. Die aktive Studienphase betrug zwölf Wochen, die Abschlussbegutachtung fand nach zwölf Monaten statt.
Auch in dieser Studie ließen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen ausmachen. Die Autoren fassen die Ergebnisse wie folgt zusammen: 22,3 (nach drei Monaten) beziehungsweise 10,3 Prozent (nach zwölf Monaten) der Teilnehmer hätten ihren Zigarettenkonsum reduziert. Eine komplette Abstinenz sei in 10,7 beziehungsweise 8,7 Prozent der Fälle erzielt worden.
Nebenwirkungen fielen laut Verfassern in keiner der beiden Studien auf. Um den Stellenwert der E-Zigarette in der Raucherentwöhnung besser beurteilen zu können, wären allerdings längerfristig angelegte Untersuchungen nötig. Aufgrund der kurzen Anwendungszeiträume ist die Aussagekraft der beiden jetzt publizierten Studien sehr begrenzt.
Unbedenklichkeit ist nicht gesichert
Forschungsbedarf besteht auch in puncto Sicherheit der E-Zigarette. Darauf weist unter anderen das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) hin. In einem kürzlich veröffentlichten Dossier betont es, dass die Datenlage absolut unzureichend und eine Aussage über die Unbedenklichkeit der E-Zigarette mit nichts gesichert sei.
Auf Basis verfügbarer Daten formuliert das DKFZ diverse potenzielle Risiken, die sich einerseits aus technischen Mängeln und andererseits aus Unverträglichkeiten der Inhaltsstoffe ergeben. So kann es zum Beispiel durch defekte Kartuschen zu einer Überdosierung von Nicotin und anderen Stoffen kommen. Doch auch der korrekte Gebrauch kann mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein. Die Liquids enthalten Inhaltsstoffe, die Reizungen und allergische Reaktionen an den Atemwegen provozieren können, heißt es im DKFZ-Bericht. Auch seien in manchen Liquids toxische Substanzen wie das potenziell krebserregende Formaldehyd und die Metalle Nickel und Blei nachgewiesen worden.
Derzeit ist der boomende E-Zigaretten-Markt überhaupt nicht kontrolliert, und die angeboten Produkte weisen große Qualitätsunterschiede auf. Abhilfe will eine Gesetzesinitiative auf Europaebene schaffen, der zufolge E-Zigaretten in Zukunft als Arzneimittel gelten sollen. Darüber wird aktuell beraten. /