Doppelt so viele Frauen erkranken |
20.09.2011 13:45 Uhr |
Von Maria Pues / In den vergangenen dreißig Jahren hat sich die Zahl der Brustkrebs-Diagnosen weltweit verdoppelt. Steigende Patientinnenzahlen bedeuten aber nicht zwangsläufig ein erhöhtes Risiko.
Die starke Zunahme der Brustkrebs-Fallzahlen haben Wissenschaftler des Institute for Health Metrics and Evaluation der Universität von Washington in Seattle ermittelt. Für ihre Analyse, die in diesem Monat in »The Lancet« veröffentlicht wird, werteten sie Krebsregister aus 187 Ländern aus (doi: 10.1016/S0140-6736(11)61351-2). Demnach stieg die Zahl der Diagnosen von 641 000 im Jahr 1980 auf 1 643 000 Fälle im Jahr 2010. Das entspricht einer jährlichen Steigerung von 3,1 Prozent.
Mittels Mammografie kann Brustkrebs bereits in sehr frühen Erkrankungsstadien entdeckt werden. Auch in ärmeren Ländern verbessert sich die Diagnostik stetig.
Foto: picture alliance
Keine Verdopplung des Risikos
So sehr die Zahlen auf den ersten Blick erschrecken mögen – mit einer Verdopplung des Risikos darf man sie nicht verwechseln. Denn in demselben Zeitraum ist die Weltbevölkerung von 4,45 Milliarden Menschen im Jahr 1980 auf 6,9 Milliarden im vergangenen Jahr angestiegen. Darauf weisen auch die Studienautoren hin. Eine weitere Ursache vermuten sie im steigenden Durchschnittsalter der Menschen sowie im Rückgang der Müttersterblichkeit.
Ein Blick auf die Subgruppenanalyse offenbart eine grundlegende Veränderung der globalen Häufigkeitsverteilung. So zeigt die Detailanalyse, dass im Jahr 1980 65 Prozent der Diagnosen in Industrieländern gestellt wurden: 49 Prozent bei den Ab-50-Jährigen und 16 Prozent bei den 15- bis 49-Jährigen. Auf die Entwicklungsländer entfielen damals nur 35 Prozent: 19 Prozent auf die Ab-50-Jährigen und 16 Prozent auf die Gruppe der 15- bis 49-Jährigen.
Dreißig Jahre später liegen Entwicklungs- und Industrieländer mit 51 und 49 Prozent nahezu gleichauf. Doch auch dies hat mindestens zwei mögliche Ursachen. So muss eine steigende Zahl von Diagnosen in den Entwicklungsländern nicht zwangsläufig auf eine erhöhte Erkrankungswahrscheinlichkeit zurückgehen. Auch verbesserte Möglichkeiten der Diagnose können sich dahinter verbergen. Und im Umkehrschluss: Sicher ist sie in vielen Ländern immer noch verbesserungswürdig. Von einer Diskrepanz zwischen den Zahlen erkrankter und diagnostizierter Personen muss man daher ausgehen.
Deutsche Zahlen rückläufig
Vom Nutzen frühzeitiger Diagnose und Behandlung profitieren indes vor allem Patientinnen in Industriestaaten. So nahm weltweit die Zahl der Todesfälle durch Brustkrebs von 250 000 im Jahr 1980 auf 454 000 im Jahr 2010 zu. In Deutschland ist sie seit knapp 15 Jahren rückläufig. Trotzdem sterben auch hierzulande jährlich mehr als 17 000 Menschen an Brustkrebs, der häufigsten Tumorart bei Frauen. /