Allianz für höhere Sicherheitsstandards |
13.09.2007 11:49 Uhr |
Allianz für höhere Sicherheitsstandards
Von Daniel Rücker
Der Europarat macht sich Sorgen um die Risiken beim Internethandel mit Arzneimitteln. Das Gremium hat deshalb eine Resolution über Kriterien für einen sicheren Versandhandel mit Arzneimitteln verabschiedet. Die Initiative findet zahlreiche Unterstützer.
Medikamente sollten danach nur aus öffentlichen Apotheken oder anderen in dem jeweiligen Mitgliedsstaat für die Arzneimittelabgabe zugelassenen Stellen versendet werden. Der Rat macht sich für ein qualitätsgesichertes System zur Auslieferung der Medikamente stark. Dazu gehört, dass die Auslieferer geeignet und lizensiert sind. Außerdem fordert der Europarat die persönliche Übergabe der Medikamente an den Besteller oder eine von ihm benannte Person. Völlig ausgeschlossen werden vom Versandhandel sollten Narkotika.
Selbstverständlich sollte zudem sein, dass immer ein Apotheker für die Auslieferung verantwortlich ist und die Beratung des Patienten in dessen Sprache stattfindet. Auch die Packungsbeilagen sollten in der Sprache des Bestellers verfasst sein.
Im Europarat sind 47 europäische Staaten zusammengeschlossen. Die Resolution soll den Mitgliedsstaaten als Orientierung für die eigene Gesetzgebung dienen.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) begrüßte die Erklärung und wies selbst noch einmal auf einfache Kriterien hin, anhand derer Patienten unseriöse Internetapotheken erkennen können. Patienten sollten Arzneimittel nur über Apotheken-Websites bestellen, die zumindest den Namen des Apothekenleiters sowie Postanschrift, Telefonnummer und E-Mail-Adresse der Apotheke angeben. Außerdem sollten Verbraucher das Datum der Versandhandelsgenehmigung, die genehmigende Behörde und das letzte Datum der Inspektion erfragen können. Besonderes Misstrauen sei angebracht, wenn verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne Rezept oder Arzneimittel zu Niedrigstpreisen angeboten werden, so das Ministerium.
DocMorris oder die Europa-Apotheek dürften dies nicht gerne hören, denn unter diesen Bedingungen fielen diese und auch die Kooperation mit dem dm-Drogeriemarkt durchs Raster.
Die Apothekerschaft begrüßt dagegen den verschärften Kampf des Europarats gegen die illegale Arzneimitteldistribution und deren Folgen für die Patienten. Heinz-Günter Wolf, Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, erklärte: »Immer mehr Arzneimittelfälschungen werden vom Zoll in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern entdeckt. Sorgen macht mir deshalb die womöglich enorme Dunkelziffer - die große Unbekannte im Verbraucherschutz.« Der ABDA-Präsident bezeichnete es als großes Problem, dass die Patienten seriöse Versandapotheken nur schlecht von dubiosen Versendern unterscheiden könnten.
Experten bestätigen die Befürchtungen des ABDA-Präsidenten. Die Zahl von gefälschten Arzneimitteln steige kontinuierlich, sagten die Professoren Dr. Harald G. Schweim und Manfred Schubert-Zsilavecz sowie die Präsidentin der Bundesapothekerkammer, Magdalene Linz, bei einer Pressekonferenz in Hannover. Im vergangenen Jahr seien rund 2,5 Millionen gefälschte Medikamente in der Europäischen Union beschlagnahmt worden. Gegenüber 2005 war dies eine Steigerung um 500 Prozent. Nach Angaben von Schubert-Zsilavecz sind die Fälschungen so professionell, dass die Patienten praktisch keine Möglichkeit haben, die Gefahr zu erkennen.
Keine Unterscheidung möglich
Die drei Fachleute sehen das Grundproblem in der Zulassung des Versandhandels. Auch sie sagen, dass Patienten nicht zwischen seriösen und unseriösen Anbietern unterscheiden können. Sie fordern deshalb ein Umsteuern. Nur wenn der Versand wieder eingeschränkt würde, könnten Zwischenfälle mit gefälschten Medikamenten verhindert werden
Angesichts der Risiken kritisierte der Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, Lutz Engelen, dass zwar der Versandhandel mit Tierarzneimitteln verboten sei, nicht aber der Versand von Humanarzneimitteln: »Es stellt sich die Frage, warum Tiere besser geschützt werden als Menschen. Was für Tiere gilt, sollte doch eigentlich auch für uns selbstverständlich sein.« Aktuell seien Sicherheit und Verbraucherschutz nicht zu gewährleisten.