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Camu-Camu

Neue Superfrucht aus dem Amazonas?

05.09.2018  10:22 Uhr

Von Annette Mende / Es klingt fast zu gut, um wahr zu sein: Man isst ein bisschen Obst und kann hinterher Hochkalorisches verzehren, ohne zuzunehmen. Die Frucht, die diese sagenhafte Wirkung haben soll, heißt Camu-Camu und wächst im Amazonasgebiet.

In einem Artikel im Fachjournal »Gut« berichtet ein kanadisches Forscherteam um Dr. Fernando F. Anhê von der Laval University in Québec von Versuchen mit Mäusen, die einen antiadipogenen Effekt von Camu-Camu nahelegen. Dieser beruht demnach auf einer Veränderung der Darm-Mikrobiota und einer Aktivierung von braunem Fettgewebe (DOI: 10.1136/gutjnl-2017-315565).

Der in Südamerika heimische Camu-Camu-Strauch (Myrciaria dubia) gehört zur Familie der Myrtengewächse (Myrt­aceae). Die an Vitamin C und sekun­dären Pflanzeninhaltsstoffen wie Polyphenolen reichen Früchte werden traditionell von der einheimischen Bevölkerung verzehrt, finden sich aber zunehmend auch in westlichen Reformhäusern. Die Forscher um Seniorautor Professor Dr. André Marette testeten die Wirkung von Camu-Camu-Extrakt bei Mäusen, die zucker- und fettreich ­ernährt wurden. Tiere, die den Extrakt erhielten, nahmen bei gleicher Diät innerhalb von acht Wochen 50 Prozent weniger zu als Mäuse, denen kein ­Camu-Camu-Extrakt verabreicht wurde.

 

Der Pflanzenextrakt verbesserte zudem Glucosetoleranz und Insulinsen­sitivität und verhinderte eine Fett­ansammlung in der Leber. Im Darm der mit Camu-Camu behandelten Mäuse fiel eine Verschiebung der Mikrobiota auf: Akkermansia muciniphila dominierte, Lactobacillus verschwand. Übertrugen die Forscher die Mikrobiota der mit Camu-Camu-Extrakt gefütterten Mäuse in den Darm von keimfreien Tieren, waren auch bei diesen die geschilderten positiven metabolischen Effekte vorhanden. Die Gruppe geht deshalb davon aus, dass die Veränderung der Darmflora ursächlich dafür ist.

 

Als Mechanismus vermuten die Wissenschaftler eine Aktivierung des braunen Fettgewebes durch Camu-­Camu. Dieses wird anders als das weiße Fettgewebe nicht zur Speicherung von Energie verwendet, sondern verbraucht sie zur Wärmeproduktion. Bei den behandelten Tieren waren eine Aktvierung des braunen Fettgewebes sowie ein erhöhter Energieverbrauch zu beobachten. Nun wollen die Forscher testen, ob Camu-Camu-Extrakt bei Menschen dieselben Effekte hat. /

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