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Nebivolol

Herzschutz bei Chemotherapie

30.08.2016  14:49 Uhr

Von Annette Mende / Der Betablocker Nebi­volol kann bei Krebspatienten womöglich Schäden am Herzmuskel durch eine zytostatische Therapie mit Anthracyclinen verhindern.

 

Darauf deutet eine Studie mit 60 an Brustkrebs erkrankten Frauen hin, über die Professor Dr. Mirela Cleopatra Tomescu von der Victor-Babes-Universität in Temeswar, Rumänien, beim europäischen Kardiologenkongress in Rom referierte. 

Wie die europäische Gesellschaft für Kardiologie mitteilt, hatte die Studie zwei Ziele: einerseits frühe Zytostatika-bedingte Veränderungen am Myokard, die sich zu einer Herzschwäche auswachsen können, mit neuen bildgebenden Verfahren zu detektieren, und andererseits zu testen, ob Nebivolol davor schützt. Den Wirkstoff wählten die Forscher aufgrund seiner anti­oxidativen, antiapoptotischen und vaso­dilatorischen Eigenschaften.

 

Im Rahmen der Studie erhielten 60 Frauen mit HER2-negativem Brustkrebs zusätzlich zu einer Chemotherapie mit Doxorubicin randomisiert entweder Nebivolol oder Placebo. Das Anthracyclin wurde in einer Dosis von 70 mg/m2 alle 21 Tage über sechs Zyklen verabreicht; während dieser Zeit erhielten die Frauen im Verum-Arm den Betablocker in einer Dosierung von 5 mg einmal täglich. Zu Beginn der Studie und nach sechs Monaten wurden alle Teilnehmerinnen per konventioneller Echokardiografie, Gewebe-Doppler und Speckle Tracking untersucht. Die beiden letzteren Verfahren sind neue Untersuchungsmethoden, die Aufschluss über die Pumpfunktion und Elastizität der Herzwände sowie über die Verformung und die Verformungsrate des Herzmuskelgewebes geben.

 

Mittels konventioneller Echokardiografie war in keiner der beiden Gruppen ein Unterschied zwischen den beiden Untersuchungszeitpunkten feststellbar. Die neuen Verfahren zeigten jedoch bei den Frauen im Placebo-Arm signifikante Veränderungen der linksventrikulären Funktion, der Gewebe-Doppler in der Diastole und das Speckle Tracking in der Systole. Bei den Frauen, die Nebivolol erhalten hatten, blieben diese Veränderungen aus. Größere Studien mit längerer Nachbeobachtungszeit müssen nun folgen, bevor Nebivolol als Herzschutz unter Anthracyclin-Therapie breit eingesetzt werden könnte. /

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