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Gesundheitswesen

Deutsche mit der Qualität zufrieden

31.08.2010  17:24 Uhr

Von Daniel Rücker / Gezerre um die Gesundheitsreform, Proteste der Hausärzte und höhere Zusatzbeiträge lassen die Deutschen offensichtlich kalt. Insgesamt sind sie mit dem Gesundheitswesen zufrieden. Das geht aus dem Ernest & Young Gesundheitsbarometer 2010 hervor.

Nach den Diskussionen der vergangen Monaten mag man die Zahlen kaum glauben: Eine große Mehrheit der Bundesbürger ist mit dem Gesundheitswesen zufrieden. Von 1500 Befragten beurteilten 88 Prozent dessen Qualität als »gut« oder »sehr gut«. Dabei standen die gesetzlich Versicherten mit 87 Prozent den Privatversicherten mit 91 Prozent kaum nach. In beiden Gruppen stieg die Zahl der Zufriedenen im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent an. Für alle, die es lieber negativ haben, bleibt aber auch eine Botschaft: Jeder zehnte Deutsche hält die Qualität im Gesundheitswesen für sehr schlecht. Dennoch muss das Fazit insgesamt lauten: Zusatzbeiträge, Wartezeiten und die Diskussion über Priorisierung von Leistungen haben das Vertrauen in Ärzte, Apotheker und Krankenhäuser nicht erschüttert.

 

Kaum regionale Unterschiede

 

Auch wenn Ernest & Young die Daten unter etlichen Aspekten neu gruppiert, ist die Kernbotschaft doch, dass sich die Zufriedenheit ziemlich gleichmäßig über die Nation verteilt. So finden Frauen zu 88 Prozent die Gesundheitsversorgung gut, bei den Männern sind es 87. In Süddeutschland sind es 92 Prozent. Der Osten liegt mit 85 Prozent an letzter Stelle des Himmelsrichtungen-Rankings. Bemerkenswert ist auch, dass der Anteil der Zufriedenen auf dem Land mit 86 Prozent nur knapp unter dem der Städter liegt, die auf 90 Prozent kommen. Nach Bundesländern sortiert, liegen die Hamburger mit einem Anteil von 93 Prozent Zufriedener an erster Stelle, es folgt das hausarztbestreikte Bayern knapp dahinter. Am Ende stehen Berlin und das Saarland, wo aber immer noch 86 und 78 Prozent der Befragten die Gesundheitsversorgung für eher gut oder gut halten.

Beim Ärzteranking liegen die Allgemeinmediziner vorne. 92 Prozent der Befragten finden deren Leistung eher gut oder gut. Den Fachärzten bescheinigen immer noch 90 Prozent dieses Attribut. Die Krankenhäuser fallen mit 87 Prozent leicht ab. Dass die Diskussion um Versorgungslücken noch nicht beim Versicherten angekommen ist, dokumentiert auch ein anderes Ergebnis. Die räumliche Nähe zu Allgemeinmedi­zinern, Krankenhäusern und Fachärzte finden in dieser Reihenfolge 94, 90 und 84 Prozent gut oder eher gut.

 

Markante Unterschiede zwischen gesetzlich Versicherten und Privatversicherten gibt es nur bei Wartezeiten. Hier bekommen Ärzte wie Krankenhäuser generell schlechtere Noten von den GKV-Versicherten. So hält nur jeder zweite GKV-Versicherte die Wartezeit beim Facharzt für akzeptabel. Bei den Privatpatienten sind es immerhin 70 Prozent.

 

Apotheker knapp hinter Ärzten

 

Bedauerlicherweise sieht Ernest & Young das Gesundheitswesen als Synonym für ärztliche Versorgung, andere Gesundheitsberufe kommen in der Befragung nur am Rande vor. Eine einzige Frage zielt auch auf Apotheker. Bei Gesundheitsfragen trauen denen immerhin 81 Prozent der Befragten. Damit liegen sie knapp hinter den verschiedenen Arztgruppen (um die 90 Prozent), aber deutlich vor Internetforen (17 Prozent) sowie Homöopathen und Heilpraktikern (54 Prozent).

Überraschend fällt die Antwort auf die Frage nach der Entwicklung der Qualität im Gesundheits­wesen aus. Obwohl die Zufriedenheit der Befragten im Vergleich zu 2009 in fast allen Bereichen größer geworden ist, kritisieren 33 Prozent generell eine sinkende Qualität der Gesundheitsversorgung. Nur 16 Prozent sehen eine Verbesserung. Gut die Hälfte findet, dass die Qualität im Gesundheitswesen stagniert.

 

Womöglich lässt sich die in Bezug auf die vor­hergehenden Fragen widersprüchliche Antwort auf die letzte Frage aber auch mit dem Unter­schied zwischen eigener und veröffentlichter Meinung erklären. Während die Einschätzung der Qualität von Leistungserbringern stark von der eigenen Erfahrungen geprägt wird, dürfte die abstraktere Frage nach einer Veränderung in der generellen Qualität stärker von mittelbaren Erfahrungen wie Medienberichten abhängen. Diese stärken sicher nicht das Vertrauen in das Gesundheitswesen. /

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