Virostatika mit breiter Wirkung |
22.08.2017 15:03 Uhr |
Von Annette Mende / Die Hemmung der Histon-Methyltransferasen EHZ2 und EZH1 könnte einen neuen therapeutischen Ansatzpunkt gegen Infektionen mit verschiedenen Viren darstellen.
Forscher des US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases um Dr. Jesse H. Arbuckle entdeckten ihn durch Zufall, als sie untersuchten, welchen Einfluss EZH2/1 auf eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus (HSV) ausüben. Über ihre Beobachtungen an Zelllinien und Mäusen berichtet die Gruppe im Fachjournal »mBio« (DOI: 10.1128/mBio.01141-17).
Mithilfe von Herpes-Viren fanden Forscher heraus, dass EZH2/1-Inhibitoren die antivirale Abwehr des Immunsystems verstärken.
Foto: Shutterstock/Kateryna Kon
Sogenannte epigenetische Modulatoren wie EZH2/1 regulieren die Ablesung von Genen und beeinflussen so das Schicksal und die Entwicklung von Zellen. Das macht sie zu einem möglichen Arzneistoff-Target, zumal auch infektiöse Pathogene wie HSV über epigenetische Modulatoren beeinflusst werden. EZH2/1 wirken dabei als Repressoren, das heißt sie hemmen die Ablesung bestimmter Gene, darunter auch solche von HSV. Von EZH2/1-Hemmstoffen war daher eigentlich zu erwarten, dass sie eine HSV-Infektion fördern, indem sie die Ablese-Blockade der entsprechenden Gene aufheben.
Als die Forscher die EZH2/1-Inhibitoren GSK126, GSK343 und UNC1999 testeten, stellten sie jedoch zu ihrer Überraschung fest, dass eine HSV-Infektion in vitro und in Versuchsmäusen nicht erleichtert, sondern verhindert wurde. Weitere Untersuchungen zeigten, dass die experimentellen Wirkstoffe bei Mäusen auch die Verbreitung der Viren und ihre Reaktivierung aus Nervenganglien unterdrückten. Das galt nicht nur für DNA-Viren wie HSV, Cytomegalie- und Adenoviren, sondern auch für RNA-Viren wie Zikaviren.
Um sich das unerwartete Ergebnis zu erklären, untersuchten die Forscher den zugrundeliegenden Mechanismus und fanden heraus, dass die EZH2/1-Inhibitoren verschiedene antipathogene Signalwege aktivieren, was die Zelle in einen »erhöhten antiviralen Zustand« versetzt. Epigenetische Arzneistoffe wie die hier untersuchten könnten sich daher aus Sicht der Autoren als Breitspektrum-Virostatika eignen. /