Wenn Entzündung bitter schmeckt |
16.08.2017 09:35 Uhr |
Von Annette Mende / Ein Kaugummi, der auf bestimmte Stoffe im Speichel mit einem Geschmackswechsel reagiert, könnte künftig als Frühwarnsystem für Entzündungen im Mund eingesetzt werden.
Entwickelt wurde das bioreaktive Diagnostikum in der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Lorenz Meinel, Pharmazeutischer Technologe an der Universität Würzburg. In einer Publikation im Fachjournal »Nature Communications« stellen Forscher um Dr. Jennifer Ritzer und Privatdozentin Dr. Tessa Lühmann von der Universität Würzburg das Prinzip jetzt vor (DOI: 10.1038/s41467-017-00340-x).
An einem Diagnostik- Kaugummi arbeiten Forscher der Universität Würzburg.
Foto: Shutterstock/Billion Photos
Der Kaugummi enthält eine bitter schmeckende Substanz, die über einen Linker an Mikropartikel gebunden ist. In diesem Zustand ist die Verbindung geschmacksneutral. Wird der Linker aber von einer Matrix-Metalloproteinase (MMP) gespalten, kommt es zur Freisetzung des Bitterstoffs. Der Kaugummi reagiert auf MMP-8, eine Kollagenase, die bei Entzündungen in der Mundhöhle wie Periodontitis, Gingivitis oder Periimplantitis hochreguliert ist. Die Forscher testeten die Empfindlichkeit des Kaugummis im Labor, wo er erfolgreich den Speichel von Patienten mit Periimplantitis von dem von gesunden Kontrollpersonen unterschied.
Um zu testen, ob eine Entzündung vorliegt, muss der Kaugummi nur wenige Minuten lang gekaut werden. Das Kaugummikauen soll eine zahnärztliche Untersuchung nicht ersetzen, sondern ergänzen: »Jeder kann dieses Diagnostikum verwenden – überall, jederzeit und ohne technisches Equipment«, sagt Meinel in einer Pressemitteilung der Universität. Bemerkt der Patient einen bitteren Geschmack, ist er angehalten, seinen Zahnarzt zwecks weiterer Abklärung aufzusuchen.
Entsprechende Diagnostik-Kaugummis könnten für verschiedene andere Erreger entwickelt werden. Hierfür müsste lediglich der Linker auf das jeweilige Pathogen beziehungsweise auf dessen Proteasen angepasst werden. /