Kein erhöhtes Risiko durch SSRI |
16.08.2016 15:49 Uhr |
Von Ulrike Viegener / Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind in Verdacht geraten, Schlaganfälle und Herzrhythmusstörungen auslösen zu können. Eine jetzt im »British Medical Journal« veröffentlichte Kohortenstudie an mehr als 200 000 Patienten gibt Entwarnung – zumindest für jüngere Patienten.
SSRI zählen weltweit zu den meistverordneten Arzneimitteln. Daher wiegen Hinweise aus verschiedenen Studien schwer, dass diese Antidepressiva möglicherweise mit einem vermehrten Auftreten von Schlaganfällen, Herzrhythmusstörungen und Myokardinfarkten assoziiert sind.
SSRI bergen bei jüngeren Patienten einer aktuellen Studie zufolge kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Foto: iStockphoto/Martin Dimitrov
Allerdings ist die Datenlage kontrovers und die Aussagekraft der bisher vorliegenden Studien aus methodischen Gründen limitiert. So dokumentiert eine Metaanalyse mehrerer Beobachtungsstudien unter SSRI einen Anstieg von Schlaganfällen um 40 Prozent, wobei diese Risikozunahme aber nur bei älteren Patienten signifikant war.
Vor diesem Hintergrund wurde in der jetzt veröffentlichten britischen Studie eine jüngere Kohorte von 238 963 an einer Depression erkrankten Personen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren auf mögliche kardiovaskuläre Risiken unter SSRI und anderen Antidepressiva überprüft (DOI: 10.1136/bmj.i1350). Die Daten stammten aus der QResearch Primary Care Database, in die anonymisierte Patientendaten von circa 1000 Allgemeinarzt-Praxen in Großbritannien einfließen. Berücksichtigt wurden erstmals aufgetretene Myokardinfarkte, Schlaganfälle und transitorische ischämische Attacken (TIA) sowie Herzrhythmusstörungen in einem Fünfjahreszeitraum.
Zumindest für die erfasste Altersspanne geben die Autoren um Professor Dr. Carol Coupland von der Universität Nottingham Entwarnung: Es fand sich keine Evidenz dafür, dass SSRI das Risiko von Schlaganfällen/TIA oder Herzrhythmusstörungen erhöhen. Das gilt speziell auch für die Substanz Citalopram, unter der in verschiedenen Studien eine Verlängerung des QT-Intervalls beobachtet worden war. In der jetzt veröffentlichten Studie ließ sich selbst unter hohen Dosen kein Risikoanstieg verifizieren.
In puncto Myokardinfarkt fanden sich sogar Hinweise auf eine Abnahme des Risikos unter SSRI, die im Fall von Fluoxetin statistisch signifikant waren. Unter Lofepramin, das zu den trizyklischen Antidepressiva zählt, war das Herzinfarktrisiko dagegen signifikant erhöht. /