Operationen bergen Risiken |
03.08.2016 08:47 Uhr |
Von Christina Müller, Berlin / Operationen zur Gewichtsreduktion sollten bei adipösen Menschen nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Analyse erfolgen. Das betonte der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Christoph Straub, im Zusammenhang mit dem aktuellen Krankenhausreport, den er vergangene Woche in Berlin gemeinsam mit Professor Boris Augurzky vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen vorstellte. Dabei warnte Straub davor, diese sogenannten bariatrischen Eingriffe, darunter fallen etwa Magenverkleinerungen oder Magenbypasse, auf die leichte Schulter zu nehmen.
Wer abnehmen möchte, muss laut Experten seine Ernährung umstellen – daran ändert auch eine bariatrische Operation nichts.
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Im Jahr 2014 ließen sich demnach etwa 7 Millionen Menschen in Deutschland wegen starken Übergewichts in ärztlichen Praxen behandeln – das sind rund 14 Prozent mehr als noch 2006. Im selben Zeitraum hat sich die Zahl der Operationen zur Gewichtsreduktion unter den Barmer-Versicherten nahezu versechsfacht. So legten sich nach Angaben der Kasse 2014 mehr als 1000 Fettleibige unters Messer, um überschüssige Pfunde zu verlieren.
Konservative Maßnahmen
Straub rät zur Vorsicht: »Jeder sollte sich darüber im Klaren sein, dass bariatrische Operationen Eingriffe am gesunden Körper sind – übergewichtig, aber nicht akut medizinisch behandlungsbedürftig.« Fast jeder 25. Behandelte stirbt laut Barmer-Auswertung bei der Prozedur. »Daher sollte sie erst dann in Betracht gezogen werden, wenn konservative Maßnahmen versagt haben.« Zu den konservativen Behandlungsmöglichkeiten zählen etwa Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapien.
Für den Fall, dass der behandelnde Arzt einen bariatrischen Eingriff für unausweichlich hält, sollte dieser Straub zufolge in einem der 44 von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie zertifizierten Zentren erfolgen. »Dort wird der Patient von einem interdisziplinären Team betreut und erhält eine intensive postoperative Begleitung.« Während in anderen Einrichtungen etwa 40 von 1000 Operierten aufgrund des Eingriffs sterben, seien es an den Spezialkliniken lediglich 34 von 1000 Behandelten.
Langfristige Auswirkungen
Aus volkswirtschaftlicher Sicht lohnt sich die Investition in eine bariatrische Operation jedoch kurz- und mittelfristig nicht, so Gesundheitsökonom Augurzky. »Insgesamt kosten die Patienten, die sich einem Eingriff unterzogen haben, die Kassen etwa 8000 bis 10 000 Euro mehr als die adipösen Menschen, die sich konservativ oder gar nicht behandeln ließen.« Der Betrachtungszeitraum umfasste jedoch nur vier bis sechs Jahre, sodass sich die langfristigen Auswirkungen nicht abschließend beurteilen ließen. /