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Fertigarzneimittelseminar Frankfurt

Teens mit Problemen

29.07.2013  12:33 Uhr

Von Elke Wolf, Frankfurt am Main / Energydrinks, Komasaufen und Nicotin auf der einen Seite, Akne und Dysmenorrhö auf der anderen Seite. Die Pubertät hält so manche körperlichen Veränderungen und gesundheitlichen Gefahren bereit. Welche Arznei- mittel für die Krisen der Pubertät geeignet sind, darüber informierte das achte Semester Pharmazie der Uni Frankfurt in der Neuauflage des Fertigarzneimittelseminars. Eine Auswahl.

In Kleingruppen erarbeiteten die kurz vor dem Zweiten Staatsexamen stehenden Pharmaziestudenten Referate über verschiedene Arzneimittel, die für typische Beschwerden im Teenager- Alter zum Einsatz kommen. Helfen zum Beispiel Energydrinks, um leistungsfähiger zu sein? Dieser Frage widmete sich die Arbeitsgruppe um Susanne Odenweller. Nach ihren Ausführungen können Energydrinks zwar kurzfristig die Leistungsfähigkeit bei müden Personen erhöhen, solange diese nicht an den Effekt des Coffeins gewöhnt sind. Doch da Pharmakologie und Toxikologie vieler Inhaltsstoffe nicht ausreichend untersucht und Neben- und Wechselwirkungen nicht sicher vorherzusagen sind, ist besonders Kindern vom Konsum solcher Getränke abzuraten.

Besonders die Coffein-Dosis ist beim Konsum solcher Getränke im Auge zu behalten. So enthält eine 250-ml-Dose eines Energydrinks in Deutschland rund 80 mg Coffein. Das entspricht in etwa einer Tasse Filterkaffee. Auf dem US-amerikanischen Markt sind hingegen Dosen mit einem Coffeingehalt von bis zu 500 mg erhältlich. Und auch hierzulande geht der Trend zu immer höheren Konzentrationen in möglichst kleinen Packungsgrößen. So werden seit 2009 sogenannte Energyshots angeboten, pfandstofffreie Kunststoff-Fläschchen in Größen zu 60 ml Inhalt. Und ein »Shot« enthält die gleiche Menge Coffein wie eine 250-ml-Dose.

 

Vor wenigen Wochen forderte deshalb die Verbraucherorganisation Foodwatch das Verbot dieser Mini-Wachmacher-Getränke. Die Inhaltsstoffe Coffein und Taurin seien zu stark konzentriert und stehen im Verdacht, Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle oder Nierenversagen auslösen zu können. Bei den Shots sei die Gefahr einer Überdosierung »besonders groß«. Auch herkömmliche Energy-Getränke sollten deutliche Warnhinweise tragen und nur noch an Erwachsene ab 18 Jahren verkauft werden, fordert die Verbraucherorganisation. Andere Länder handhaben den Umgang mit diesen Getränken von vornherein restriktiver als Deutschland. So unterliegen sie in Norwegen der Apothekenpflicht.

 

Erste Erfahrungen mit Alkohol

 

Rauchen und alkoholische Getränke verlieren beim Nachwuchs dagegen mehr und mehr an Bedeutung, konnte Cathrin Flauaus berichten. So rauchen laut der vergangenen Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2012 Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren in den vergangenen Jahren deutlich weniger. Lag die Raucherquote im Jahr 2001 noch bei 27,5 Prozent, sind es in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen derzeit nur noch 11,7 Prozent. Dabei gibt es kaum noch Unterschiede im Rauchverhalten zwischen den Geschlechtern.

 

Und auch beim Alkoholkonsum zeigt die heutige Jugend vermehrt Zurückhaltung – auch wenn die Rate an »Komasäufern« immer noch relativ hoch erscheint. Im Vergleich zu 2004 mit 22,6 Prozent ist die Rate des Rauschtrinkens bei 12- bis 17-jährigen Jugendlichen im Jahr 2012 auf 15,2 Prozent zurückgegangen. Die Ergebnisse der Befragung machen deutlich, dass mehr Jungen mindestens einmal pro Woche ein alkoholisches Getränk trinken als Mädchen. Am beliebtesten sind Biermixgetränke, gefolgt von Bier und Alkopops sowie Wein und Sekt. Mit steigendem Alter erhöht sich der Anteil derjenigen, die mindestens einmal pro Woche ein alkoholisches Getränk zu sich nehmen. Der größte Zuwachs ist zwischen dem 13. und 15. Lebensjahr zu verzeichnen. Eine Alkoholabhängigkeit ist jedoch selbst bei Rauschtrinkern im Jugendalter nicht zu beobachten. Arzneimittel zur Alkoholentwöhnung sind erst ab 18 Jahre zugelassen.

 

Die Pille für junge Mädchen

 

Die Verhütung mit oralen Kontrazeptiva war der Hauptschwerpunkt im Vortrag von Meike Hasenzahl über Dysmenorrhö und PMS (Prämenstruelles Syndrom). In der Regel können Mädchen ab einem Alter von 14 Jahren selbstständig darüber entscheiden, ob sie die Pille einnehmen wollen oder nicht. Da die ärztliche Verschwiegenheitsverpflichtung auch für Minderjährige gilt, kann der Arzt Kontrazeptiva auch ohne Benachrichtigung der Eltern verordnen. Die Pille ist bis zur Vollendung des 20. Lebensjahrs bei gesetzlich versicherten Jugendlichen auf Kassenrezept verordnungs-fähig.

 

Zu Anfang, wenn der Zyklus noch unregelmäßig ist, empfiehlt es sich, ein kombiniertes orales Kontrazeptivum mit 30 µg Ethinylestradiol zu wählen. Damit kann der Zyklus meist stabiler eingestellt werden als unter einer 20-µg-Ethinylestradiol-Gabe. Nicht sinnvoll ist es, aufgrund von Zyklusstörungen und der geringen kontrazeptiven Sicherheit mit einem reinen Gestagen-Präparat, also der sogenannten Minipille, zu beginnen.

 

Im Beratungsgespräch sollten die Mädchen darauf hingewiesen werden, dass Zwischenblutungen besonders in den ersten Monaten der Pilleneinnahme keine Seltenheit sind. Ein Wechsel des Präparates ist jedoch nur sinnvoll, wenn die unregelmäßigen Blutungen auch noch über den vierten Monat hi-naus anhalten. Generell ist festzuhalten, dass Nebenwirkungen bei jungen, gesunden Frauen nur selten vorkommen. Zudem ist das Gesamtrisiko, an einem malignen Tumor zu erkranken oder zu versterben, niedriger als ohne die Hormonzufuhr.

Der große Pluspunkt oraler Kontrazeptiva ist, dass über die Verhütung hinausgehende Effekte erzielt werden können. So lassen sich androgenabhängige Symptome wie Akne, Seborrhö oder Hirsutismus günstig beeinflussen. Und da normalerweise die Regelblutung schwächer und kürzer wird, wird zusätzlich das Risiko einer Anämie gesenkt. Zudem sind bestimmt dosierte Pillen (wie Yasminelle®, Yaz®, Aida®) vorzüglich dafür geeignet, sie bei Frauen einzusetzen, die Monat für Monat unter prämenstruellen Beschwerden leiden. Sie enthalten 20 µg Ethinylestradiol und 3 mg Drospirenon als Gestagenkomponente. Sie werden so eingenommen, dass das pillenfreie Intervall anstatt sieben nur vier Tage beträgt. Die Wirksamkeit wird so erklärt, dass aufgrund des verringerten pillenfreien Intervalls die hormonellen Schwankungen abnehmen und dass das Drospirenon antimineralocorticoide und antiandrogene Eigenschaften aufweist. Ein orales Kontrazeptivum dieser Zusammensetzung konnte seine Wirksamkeit auf psychische und physische PMS-Symptome in zwei placebokontrollierten randomisierten Studien zeigen.

 

Akne bei Naschkatzen

 

Die Frage, welche Rolle bestimmte Nahrungsmittel bei Akne spielen, wird seit Langem kontrovers diskutiert. Besonders die Schokolade steht immer wieder im Verdacht, die Pathogenese der Erkrankung zu verschlechtern. Insgesamt gesehen, ist die Studienlage ausgeglichen beziehungsweise viele Untersuchungen weisen methodische Mängel auf, was eine abschließende Bewertung erschwert, arbeitete die Gruppe um Andreas Koczwara heraus. Ganz neu, nämlich vom März 2013, sind die Erkenntnisse einer holländischen Forschergruppe. Sie konnten an Zellkulturen zeigen, dass Flavonoide, die in der Schokolade enthalten sind, die Zytokinproduktion von Propionibakterien anregen, nicht jedoch das Wachstum dieser Bakterien fördern. Dies könnte einen Hinweis auf einen negativen Einfluss von Schokolade auf den inflammatorischen Prozess von Acne vulgaris liefern.

 

Andere Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang zwischen Insulinresistenz und Akne. So bestätigten im Rahmen einer Studie histologische Untersuchungen von Akneläsionen den Einfluss von Nahrungsmitteln auf die Symptome. Ein Teil der Patienten hatte eine Diät eingehalten, der andere sich normal ernährt. Als besonderen Übeltäter haben die Forscher vor allem Nahrungsmittel mit hohem glykämischen Index ausgemacht. Die Insulinspitzen im Blut, die durch einen hohen glykämischen Index hervorgerufen werden, stehen im Verdacht, über eine Ausschüttung talgdrüsenstimulierender, insulinähnlicher Wachstumsfaktoren eine Akne verschlechtern zu können. /

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