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Berufseinstieg

Richtig bewerben

24.07.2012  10:17 Uhr

Von Clarissa Wild / Wer außerhalb der Apotheke arbeiten möchte, für den stellt häufig die Personalabteilung eines Unternehmens die erste Hürde für den Berufseinstieg dar. Aber auch Apothekeninhaber wollen gewisse Voraussetzungen erfüllt sehen. Eine vollständige Bewerbung besteht aus Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. Worauf muss man dabei achten?

Der professionelle Blick unterzieht eingegangene Bewerbungen in der Regel Grob- und Feinanalysen. Hierbei wird zunächst darauf geachtet, ob die Unterlagen vollständig und ordentlich sind. Man sollte darauf achten, eine gut leserliche Schrift zu verwenden (zum Beispiel Arial, Times New Roman, Calibri), wobei die Schriftgröße nicht kleiner als 10 Punkt sein sollte. Ein einheitliches Seitenlayout erhöht den positiven Gesamteindruck für den Leser.

»Der Beruf des Apothekers erfordert genaues Arbeiten und eine logische Denkweise. Diese persönlichen Eigenschaften können Bewerber am besten mit einer gut gegliederten und durchdachten Bewerbung herausstellen«, so Jochen Schulze, Inhaber der Königsbau Apotheke in Stuttgart, im Gespräch mit der PZ. Er ist gleichzeitig darüber entsetzt, wie viele Bewerber das Wort »Excel« falsch schreiben. Man sollte die Bewerbung in jedem Fall von einem Dritten auf Rechtschreibung und Grammatik Korrektur lesen lassen. Nichts ist unangenehmer, als im Vorstellungsgespräch auf Rechtschreibfehler angesprochen zu werden – wenn es dann überhaupt so weit kommt.

 

Bei Print-Bewerbungen sollte man qualitativ hochwertiges Papier verwenden oder direkt einen professionellen Kopierladen in Anspruch nehmen. Beim beigefügten Foto sollte es sich in jedem Fall um ein professionell erstelltes Bewerbungsfoto und nicht um ein Urlaubsfoto handeln. »Hierbei sollte man nicht sparen, sondern eher ein Porträtfoto anfertigen lassen«, so Annette Weis, Senior Consultant bei Kelly Scientific Resources, auf Nachfrage der PZ. Weis ist Spezialistin für die Vermittlung von Naturwissenschaftlern in die Pharma- und Biotechindustrie. Je nach Position, auf die man sich bewirbt, sei es wichtig, die richtige Kleidung zu wählen. Nackte Haut und tiefes Dekolleté sind ein absolutes No-Go. Das Foto sollte zudem nicht älter als ein Jahr sein.

 

Eine Untersuchung zeigt, dass 60 Prozent der Bewerber bereits in der ersten Runde durchfallen, weil sie die erforderlichen Muss-Kriterien nicht erfüllen. Sind zum Beispiel fünf Jahre Berufserfahrung gefordert, wird man als Berufseinsteiger höchstwahrscheinlich die erste Auswahlrunde nicht über- stehen.

Das Anschreiben

 

Das Anschreiben sollte nicht länger als eine bis anderthalb DIN-A4-Seiten sein. Es dient dazu, dem Leser Persönlichkeit und Fähigkeiten zu präsentieren. Ist in der Stellenausschreibung eine Kontaktperson genannt, dann sollte das Anschreiben auch an diese Person adressiert werden. Man darf das Anschreiben nicht unterschätzen. Man sollte darin einen möglichst nahen Bezug zur Ausschreibung und der Firma finden. Günstig ist, dabei ausführlich auf bisher geleistete Tätigkeiten beziehungsweise persönliche Eigenschaften einzugehen, die für die ausgeschriebene Stelle wichtig sind (Muss-Kriterien wie Studium). Zudem sollten die Aussagen immer auch mit einem Beispiel untermauert werden.

 

»Manche Bewerber versprechen in ihren Bewerbungsfloskeln vieles, was sich im persönlichen Gespräch als nicht zutreffend herausstellt. Eine reflektierte und annähernd realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Stärken ist im Anschreiben zielführender«, so Schulze. Als Berufseinsteiger kann man durchaus Beispiele aus seiner Freizeit, zum Beispiel ehrenamtliche Tätigkeiten oder Organisation von Veranstaltungen, heranziehen. Hingegen haben Hobbys wie Kino, Fußball und Freunde besuchen nichts im Anschreiben verloren – übrigens auch nicht im Lebenslauf!

 

Außerdem schadet es nicht, während der Semesterferien kleinere Praktika zu absolvieren, um sein Interesse und erste Berufserfahrungen zu bekunden. Nebenjobs und Praktika zeigen generell, dass man belastbar ist. Wichtig ist, den Grund zu nennen, warum man sich gerade in der Apotheke beziehungsweise dem Unternehmen und für diese Stelle bewirbt. »Ein halbseitiges Referat über Inhalte der Diplom- oder Doktorarbeit in Arzneiformenlehre begründet nicht, warum man sich für die Pharmakovigilanzabteilung bewirbt und optimal geeignet ist«, gibt Weis ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte.

 

Auch sollte man am Ende des Anschreibens nicht die Grußformel und die Unterschrift vergessen. Auch bei Online-Bewerbungen sollte man eine eingescannte Unterschrift einfügen. Immer mehr Bewerbungen dieser Art werden ohne Unterschrift versendet; mit Unterschrift fällt man somit positiv auf und gibt dem Ganzen eine persönliche Note. Ein falscher Ansprechpartner im Anschreiben oder ein veraltetes Datum zeigen, dass man Massenware abliefert und unkoordiniert arbeitet. Außerdem sollte man nicht mit abgedroschenen Phrasen aufwarten, sondern eher mal mit Originalität punkten.

 

Der Lebenslauf

 

Für den Lebenslauf hat sich die tabellarische Form in antichronologischer Reihenfolge durchgesetzt. Tabellarisch bedeutet nicht in umrandeter Tabellenform! Beginnen sollte man mit Name, Anschrift und Telefonnummer, unter der man auch wirklich erreichbar ist. Angaben zu Eltern und Geschwistern macht man heute nicht mehr. Im Anschluss sollte man den beruflichen und schulischen Werdegang auflisten. Günstig dafür ist, Untergliederungen wie « Schule« und »Ausbildung« zu verwenden. Dies bietet einen besseren Überblick und erleichtert das Lesen. Zwischen den einzelnen Absätzen macht es Sinn, deutliche Abstände einzufügen.

»Die Vorgabe, der Lebenslauf solle nicht länger als eine Seite sein, ist veraltet. Es ist wichtiger, dass er überschaubar und informativ ist. Im Maximalfall jedoch dreiseitig«, so Weis. Als Berufsanfänger kann man auch auf seine akademischen Erfolge eingehen. Zudem kann man die eigene Zielvorstellung im Lebenslauf nennen. Wichtig ist eine lückenlose Darstellung. Ein längerer Auslandsaufenthalt kann als »Sprach- und Kulturreise« aufgelistet werden. »Bewerber scheuen sich offenbar, mehrere Muttersprachen anzugeben. Gerade bei der Bewerbung in der öffentlichen Apotheke können gute Fremdsprachenkenntnisse oft einen Vorteil bieten«, rät Schulze. Auch der Lebenslauf endet mit Datumsangabe und Unterschrift.

 

Die Zeugnisse

 

Zeugnisse runden die Bewerbung ab. Man beginnt mit den Arbeitszeugnissen, gefolgt von Hochschul- und Schulzeugnissen und endet mit Weiter- und Fortbildungen (alles antichronologisch). Bewerber unter 30 Jahren, die ihren ersten Job suchen, fügen in jedem Fall das letzte Schulzeugnis hinzu. Für Berufseinsteiger fallen Noten aus Schul- und Hochschulzeugnissen stärker ins Gewicht als bei Berufserfahrenen. Der Zeugnisinhalt für Arbeitszeugnisse ist gesetzlich geregelt. Hierfür gibt es Geheimcodes, die alles andere als trivial sind. Es schadet nicht, gewisse Formulierungen im Internet zu recherchieren, um das eigene Zeugnis wirklich zu verstehen und gegebenenfalls eine Änderung anzustreben. Man sollte sich für alle Famulaturen und Praktika Zeugnisse ausstellen lassen, in denen die durchgeführten Tätigkeiten aufgelistet sind. Gerade als Berufsanfänger sind solche Nachweise enorm wichtig.

 

Einladung zum Vorstellungsgespräch? Glückwunsch! Der erste Schritt in Richtung neuer Job ist erfolgreich gemacht. Die Einladung bedeutet, dass die Firma die Kenntnisse und Erfahrungen als passend für die ausgeschriebene Stelle erachtet, gegebenenfalls also auch nicht vorhandene Erfahrung akzeptiert. Nun gilt es »nur noch« beim Gespräch mit der Persönlichkeit zu überzeugen. /

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