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Studiendaten

Länger leben dank Kaffee

18.07.2017  13:29 Uhr

Von Annette Mende / Zwei aktuellen Studien zufolge wirkt Kaffee offenbar kurzfristig anregend und langfristig lebensverlängernd. Obwohl kein kausaler Zusammenhang belegt ist, scheint damit eines sicher: Viel Kaffee zu trinken, ist zumindest nicht schädlich.

Nachdem die Weltgesundheitsorganisation Kaffee erst im Vorjahr von der Liste potenziell krebserregender Nahrungsmittel gestrichen hat, erfährt das Ansehen des beliebten Heißgetränks jetzt eine erneute Aufwertung. Zwei große Studien im Fachjournal »Annals of Internal Medicine« zeigen einen Zusammenhang zwischen höherem Kaffeekonsum und reduziertem Sterberisiko. Der beobachtete Effekt ist jedoch gering und wahrscheinlich eher ein weiteres Indiz für die Ungefährlichkeit des Kaffees als für einen tatsächlichen, nennenswerten Einfluss auf die Lebenserwartung. Auch handelt es sich in beiden Fällen um Beobachtungs­studien, die prinzipiell ­keine Kausalität belegen können, sondern lediglich eine Assoziation.

Die erste Veröffentlichung ist eine Auswertung der EPIC-Studie, einer großen multinationalen Kohorte mit mehr als 520 000 Männern und Frauen aus zehn europäischen Ländern. Die Autoren um Dr. Marc Gunter und Dr. Neil Murphy von der internationalen Krebsforschungsagentur IARC in Lyon erfassten alle Todesfälle, die in der Studien­kohorte innerhalb von 16,4 Jahren eintraten, und brachten diese mit dem von den Teilnehmern einmalig deklarierten Kaffeekonsum in Verbindung. Demnach hatten Männer, die sehr viel Kaffee tranken, verglichen mit denen, die ganz da­rauf verzichteten, eine um 12 Prozent niedrigere Sterblichkeit. Bei Frauen fiel der Unterschied mit 7 Prozent zugunsten des Kaffees geringer aus, beide ­Ergebnisse waren aber statistisch signifikant. Ebenfalls untersucht wurde der Einfluss des Kaffeekonsums auf diverse Biomarker. Hier zeigte sich unter anderem ein positiver Effekt auf die Leberwerte alkalische Phosphatase, Alanin-Aminotransferase, Aspartat-Aminotransferase und γ-Glutamyltransferase (DOI: 10.7326/M16-2945).

 

Die zweite Studie ist insofern ein Novum als an ihr erstmals auch eine große Gruppe an Menschen mit nicht weißer Hautfarbe teilnahm. Die MEC-Kohorte bestand aus mehr als 185 000 Afro­amerikanern, amerikanischen Ureinwohnern, Hawaiianern, japanischen Amerikanern, Latinos und Weißen; die Beobachtungszeit betrug 16 Jahre. Rechneten die Autoren um Dr. Song-Yi Park von der University of Hawaii Rauchen und andere potenziell verzerrende Faktoren heraus, war auch hier ein Kaffee-abhängiger Rückgang des Sterbe­risikos um 12 Prozent (eine Tasse pro Tag) beziehungsweise 18 Prozent (mehr als zwei Tassen pro Tag) zu verzeichnen. Die Assoziation zeigte sich sowohl für koffeinhaltigen als auch für entkoffeinierten Kaffee (DOI: 10.7326/M16-2472).

 

Drei bis fünf Tassen

 

Vermutlich sind also die positiven Effekte des Kaffees nicht oder zumindest nicht nur auf das Koffein zurückzuführen, sondern auf andere Komponenten des Vielstoffgemischs. Darauf weist auch eine Gruppe von Kommentatoren um Dr. Eliseo Guallar von der Johns Hopkins University in Baltimore in einem begleitenden Editorial hin. Ein Schutzeffekt durch Kaffee sei bio­logisch plausibel, da das Getränk Polyphenole und andere bioaktive Stoffe mit nachgewiesener antioxidativer Wirkung enthalte. Kaffeegenuss sei zudem mit Verbesserungen bei Insulin­resistenz, Entzündung und Leberfunktion assoziiert. Drei bis fünf Tassen pro Tag könnten daher als gesund angesehen werden (DOI: 10.7326/M17-1503). /

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