Fördern, fordern und vertrauen |
26.07.2013 10:39 Uhr |
Von Mirja Krönung-Scheible / Ein Apothekenteam zu führen, ist eine Herausforderung. Wichtig ist, betriebswirtschaftliche Ziele zu definieren und diese an die Mitarbeiter zu kommunizieren. Denn je besser eine Apotheke organisatorisch und personell aufgestellt ist, desto eher kann sie auf Veränderungen reagieren.
Der Apotheker als Führungskraft ist auf verschiedenen Ebenen gefordert. Einerseits soll er den wirtschaftlichen Erfolg garantieren, zugleich aber auch Vorbild und qualifizierter Begleiter für seine Mitarbeiter sein. Ein Kraftakt, der immer wieder neu bewältigt werden muss. »Machbar – und wenn es gut gelingt, äußerst befriedigend«, weiß der Münchner Coach und Personalberater Sascha Schmidt.
Mit vollem Einsatz dabei: Wer sein Team richtig anleitet und führt, kann auf motivierte Mitarbeiter bauen.
Foto: imago/Xinhua
Offene Gespräche
Der Erfolg einer Apotheke hängt ganz wesentlich davon ab, wie gut und konsequent die Apothekenleitung ihr Team anleitet, unterstützt und fordert. Empathie und eine offene Gesprächskultur sind dabei unbedingte Voraussetzung. »Erfolgreiche Teams zeichnen sich durch einen wertschätzenden Umgang miteinander aus. Gelingt es, ein gemeinsames Ziel zu definieren, für das jedes Teammitglied brennt, gibt es eine große Erfolgschance«, sagt Schmidt.
Wichtig ist, den Mitarbeitern einen Rahmen vorzugeben, in dem sie ihr Potenzial frei entfalten können. Der Apothekenleiter sollte loslassen, delegieren und vertrauen können. Nur ein gutes Arbeitsklima schafft Sicherheit für den Einzelnen und ermutigt Mitarbeiter, sich voll einzubringen. Auch vor Konflikten sollte er sich dabei nicht scheuen. »Konflikte sind ein prima Hinweis darauf, dass Handlungsbedarf besteht. Und Fehler zeigen Optimierungspotenzial auf«, sagt Schmidt. »Wer dies annimmt und gemeinsam nach Lösungen sucht, hat die besten Aussichten darauf, auf lange Sicht hin ein stabiles und handlungsfähiges Team zu sein.«
Häufig wird Stabilität mit Konfliktfreiheit gleichgesetzt. Doch damit ein Team sich weiterentwickeln kann, müssen Konflikte entstehen dürfen. Sie tragen an die Oberfläche, was den Einzelnen beschäftigt. Damit sie nicht eskalieren und um Konfliktpotenzial einzudämmen, ist es wichtig, regelmäßige Teamgespräche zu führen. Ideal sind feste Tage und Zeiten hierfür, damit sich jeder im Team auf das Gruppengespräch vorbereiten kann, das zumindest einmal pro Monat stattfinden sollte. Eine kleine Agenda für das Meeting, die der Apotheker wenige Tage zuvor an alle ausgibt, hilft zusätzlich dabei, Zeit zu sparen. So konzentriert man sich auf das Wesentliche.
Neuzugänge müssen passen
Auch Stimmungsmanagement ist Teamarbeit. Einen Teil ihrer Energie ziehen Mitarbeiter aus positiven Rückmeldungen und der Dankbarkeit der Kunden. Doch der Großteil an positiver Energie und Bestätigung resultiert aus einem funktionierenden Zusammenwirken des Teams.
Das gilt es auch bei der Auswahl von neuem Personal zu beachten. Neuzugänge sollten selbstverständlich fachlich passen und mit ihren Erfahrungen das Team sinnvoll ergänzen. Ebenso muss der neue Mitarbeiter aber auch menschlich geeignet sein und sogenannte Soft Skills vorweisen. Dazu zählen neben Einfühlungsvermögen auch Vertrauenswürdigkeit, Selbstbeherrschung und Durchsetzungsvermögen. Teamexperte Sascha Schmidt empfiehlt, die Mitarbeiter ganz bewusst in solche Entscheidungsprozesse einzubeziehen: »Möglichkeiten hierzu gibt es viele – vom gemeinsamen Sichten der Bewerbungsunterlagen bis hin zu einer eintägigen Probearbeit im Team.« Darüber hinaus könnte der Apotheker auch das Team über die Einstellung eines Neuzugangs entscheiden lassen.
Mitarbeiter in Entscheidungen zu involvieren bedeutet, versteckte Talente zu entdecken, ungewöhnliche Ideen zuzulassen und nicht selten entscheidende Impulse für die betriebliche Weiterentwicklung zu erhalten. Es lohnt sich immer, das Kapital in den Köpfen der Mitarbeiter anzuzapfen – zum Beispiel wenn es darum geht, die Offizin umzugestalten. Team-Coach Schmidt formuliert es so: »Wer kontrolliert und rein hierarchisch führt, darf sich nicht wundern, wenn der Mitarbeiter Dienst nach Vorschrift macht.« Wer hingegen dem Leitspruch »Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser« folge, könne von engagierten Mitarbeitern profitieren. /