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Stammzellen

Mutter aller Blutzellen gefunden

12.07.2011  15:08 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Kanadische Forscher haben erstmals die »Master-Stammzelle« entdeckt, aus der alle Blutzellen hervorgehen. Die Existenz dieser hämatopoetischen Stammzelle ist zwar schon seit 50 Jahren bekannt – die Zelle konnte aber bislang nicht isoliert werden.

Dass es sie geben musste, war lange klar: 1961 etablierten kanadische Forscher um James Till das Konzept der hämatopoetischen Stammzellen (HSC), das später zur Transplantation von Knochenmark führte. Doch gesehen hatte die unsterblichen Stammzellen trotz langjähriger Suche noch niemand. »Unsere Arbeit hat zur ersten Sichtung dieser Zellen geführt«, sagt Studienleiter John Dick von der University of Toronto.

Sein Team hatte über Jahre im Tierversuch die Fähigkeiten der verschiedenen Zellen des menschlichen Knochenmarks getestet. Hierfür transplantierten sie einzelne menschliche Zellarten in Mäuse, die kein Immunsystem besitzen, und beobachteten, ob diese ein neues, vollständiges Blutsystem aufbauen konnten. Dabei stießen sie schließlich auf eine Zellart, die durch das CD49f-Protein an der Oberfläche gekennzeichnet ist: die gesuchte Mutter-Stammzelle. Mäuse, die diese Zellart transplantiert bekamen, entwickelten ein vollständiges Blutsystem mit roten und weißen Blutzellen, berichten die Forscher im Fachjournal »Science« (doi: 10.1126/science.1201219). Der ultimative Beweis, dass es sich um die gesuchte Zelle handelt, stehe laut Dick allerdings noch aus. Sie müsse auch nach einer Transplantation im Menschen zum Aufbau eines neuen Blutsystems führen.

 

Das Markerprotein CD49f auf der Zell­oberfläche ist für weitere Untersuchungen essenziell. Mit seiner Hilfe können Forscher gezielt patienteneigene Master-Stammzellen aus dem Knochenmark isolieren und diese als Therapieoption für Patienten mit Leukämie nutzen. Bislang erhalten diese Patienten Fremdtransplantate, falls ein passender Spender gefunden wird. Dick und seine Kollegen hoffen, dass hämatopoetische Stammzellen, die dem Patienten vor der Chemotherapie entnommen und auf kanzerogene Veränderungen untersucht wurden (mit negativem Ergebnis), in Zukunft eine sichere Alternative bieten, um ein neues Blutsystem zu etablieren. /

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