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Neue Daten zu Krankenhausinfektionen

03.07.2012  14:07 Uhr

Von Annette Mende / Patienten stecken sich in deutschen Kliniken nur relativ selten mit sogenannten nosokomialen Erregern an. Das zeigen erste Ergebnisse einer Untersuchung in 46 Krankenhäusern, die das Robert-Koch-Institut (RKI) im aktuellen »Epidemiologischen Bulletin« veröffentlichte. Die Studie ist Teil einer europaweiten Erhebung, die das Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (ECDC) angeordnet hatte, um aktuelle Daten zur Prävalenz von im Krankenhaus erworbenen (nosokomialen) Infektionen zu gewinnen.

In der deutschlandweiten, repräsentativen Stichprobe hatten sich 3,3 Prozent der knapp 1000 untersuchten Patienten während des aktuellen Klinik­aufenthalts eine nosokomiale Infektion zugezogen. Am häufigsten waren Harnwegsinfektionen, gefolgt von postoperativen Wundinfektionen und Infektionen der unteren Atemwege. Knapp ein Viertel aller Patienten (24 Prozent) wurde zum Zeitpunkt der Erhebung mit Antibiotika behandelt.

Ein Vergleich mit einer ähnlichen Untersuchung aus dem Jahr 1994 zeigt, dass sich die Prävalenz nosokomialer Infektionen seitdem kaum verändert hat. Diese betrug damals 3,5 Prozent. Sehr stark gestiegen ist dagegen laut RKI die Häufigkeit der Antibiotika-Anwendung. In der nun folgenden, detaillierten Auswertung wird das RKI die Ursachen dafür genauer unter die Lupe nehmen. Zu beachten sei unter anderem, dass das Durchschnittsalter der Kranken­haus­patienten seit 1994 zugenommen und die durchschnittliche Liegedauer abgenommen haben, heißt es im »Epidemiologischen Bulletin«.

 

Das RKI weist darauf hin, dass die in der Studie ermittelte Prävalenz nosokomialer Infektionen Literaturangaben zufolge im internationalen Kontext vergleichsweise günstig ist. Für die aktuelle Erhebung haben jedoch die anderen europäischen Länder noch keine Daten vorgelegt.

 

Krankenhausinfektionen sind vor allem deshalb gefährlich, weil sie häufig von multiresistenten Erregern ausgelöst werden. Problemkeime sind neben sogenannten Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) zunehmend gramnegative Bakterien wie beispielsweise Extended-Spectrum-Beta­lactamase-bildende (ESBL) Escherichia coli. In der vorliegenden Untersuchung waren E. coli die häufigsten Erreger nosokomialer Infektionen, gefolgt von S. aureus und Enterokokken. / 

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