Ein echter Sportler kennt keinen Schmerz |
03.07.2012 14:06 Uhr |
Von Annette Mende / Regelmäßiges sportliches Training erhöht die Schmerztoleranz. Menschen, die mindestens drei Stunden pro Woche Sport treiben, stecken Schmerzen daher besser weg als sportlich weniger Aktive. Darauf, wie stark ein Schmerzreiz empfunden wird, scheint Sport dagegen keinen Einfluss zu haben. Das ist das Ergebnis einer Metaanalyse, die Forscher der Universität Heidelberg in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts »Pain« veröffentlicht haben (doi: 10.1016/j.pain. 2012.03.005).
Die Autoren berücksichtigten in ihrer Auswertung 15 Studien, an denen insgesamt fast 900 Athleten und Vergleichspersonen teilgenommen hatten. Bei Ausdauersportlern war der Einfluss regelmäßiger körperlicher Anstrengung auf die Schmerztoleranz zwar nur moderat, aber durchgängig zu beobachten.
Radsportler müssen Schmerzen abkönnen. Bei der Tour de France 1997 feuerte der Telekom-Fahrer Udo Bölts (vorne im Bild) seinen Mannschaftskameraden Jan Ullrich (im Gelben Trikot) mit den Worten an: »Quäl dich, du Sau!« Ullrich gewann in diesem Jahr die Gesamtwertung der Tour de France.
Foto: dpa
Bei Mannschaftssportlern war der Effekt sehr viel stärker ausgeprägt, allerdings gab es große Schwankungen innerhalb der Gruppe. Zur Schmerztoleranz von Kraftsportlern hatte sich nur eine einzige Studie finden lassen. Diese ergab keinen Unterschied zwischen Sportlern und Nicht-Sportlern.
Die Daten zum Einfluss von Sport auf die Schmerzschwelle waren sehr heterogen. Nach Ausschluss qualitativ schlechter Arbeiten waren die Unterschiede zwischen den Gruppen nicht mehr signifikant.
Sport verändert also nicht unbedingt das Schmerzempfinden, aber die Art und Weise, wie der Betreffende damit umgeht, schließen die Forscher aus ihren Ergebnissen. Da Sportler während anstrengender Trainingseinheiten regelmäßig unangenehmen körperlichen Empfindungen ausgesetzt seien, müssten sie Strategien entwickeln, damit zurechtzukommen. Die Erkenntnis, dass sich die Schmerzwahrnehmung modifizieren lässt, birgt aus Sicht der Autoren auch Hoffnung für chronische Schmerzpatienten. /