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Stress

Wenn die Haare ausfallen

18.06.2007  10:59 Uhr

Stress

Wenn die Haare ausfallen

Von Christina Hohmann

 

Anhaltender Stress kann auch zu Haarausfall führen. Anders als der hormonell bedingte, ist diese Form aber umkehrbar. Lässt der Stress nach, wachsen auch die Haare wieder.

 

Ein paar Haare im Kamm sind noch kein Grund zur Sorge. Jeder Mensch verliert bis zu hundert Kopfhaare pro Tag. Wenn jedoch mehr verloren gehen, liegt ein Haarausfall (Effluvium) vor. Davon sind etwa ein Drittel der Männer und jede zehnte Frau im Laufe ihres Lebens betroffen. Es gibt verschiedene Formen des Haarausfalls. Am häufigsten kommt der hormonell-erblich bedingte Haarausfall (androgenetische Alopezie) vor, dem eine genetische Empfindlichkeit der Haarwurzel gegen Testosteron zugrunde liegt. Die zweithäufigste Form ist der kreisrunde Haarausfall (Alopezia arreata), bei dem sich an mehreren Stellen des Kopfes kreisrunde kahle Flecken bilden. Seine Ursache ist noch unklar. Als Auslöser wird ein gestörtes Immunsystem oder psychische Erkrankungen vermutet.

 

Eine weitere Form ist der diffuse Haarverlust. Hier dünnt sich das Kopfhaar insgesamt aus. Für diesen Typ gibt es verschiedene Gründe. Er kann auf Infektionen, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Mangelerscheinungen durch Fehlernährung zurückgehen. Als Ursache kommen aber auch Hormonumstellungen infrage, wie sie etwa nach einer Geburt, beim Absetzen oraler Kontrazeptiva oder in den Wechseljahren auftreten können. Häufig unbekannt ist, dass auch einige Medikamente zu Haarausfall führen können, so zum Beispiel Methylphenidat, Allopurinol, Heparin, Valproinsäure oder Clofibrat.

 

Ein wichtiger Faktor, der die Haare ebenfalls schwinden lässt, ist anhaltender starker Stress. Der genaue Mechanismus ist nicht geklärt. Vermutlich erhöht Stress die Konzentration von Botenstoffen wie etwa Noradrenalin am Haarfollikel, was über eine Reihe von Prozessen eine Entzündung in Gang setzt. Dies beendet die Wachstumsphase des Haares vorzeitig, und die Haarwurzel geht in eine Ruhephase über. Nach zwei bis drei Monaten fällt das Haar aus.

 

Die Therapie des diffusen Haarausfalls richtet sich nach dessen Ursache. So hilft bei Hormonmangel zum Beispiel ein Hormonersatz. Bei Infektionen oder Schilddrüsenfunktionsstörungen muss die Grunderkrankung behandelt werden. Mangelerscheinungen lassen sich meist durch eine gesunde, ausgewogene Ernährung beseitigen. Der weit verbreitete Eisenmangel, der sich ebenfalls an den Haaren bemerkbar macht, kann mit Eisenpräparaten behandelt werden. Ein medikamentös bedingter Haarausfall bessert sich durch Absetzen der Therapie.

 

Die effektivste Methode, stressbedingten Haarausfall zu therapieren, ist, Stress zu vermeiden. Hierfür gibt es kein Patentrezept, denn Stressbewältigung ist sehr individuell. Stress abbauen lässt sich zum Beispiel durch Sport, Hobbys, Sozialkontakte und vor allem Ruhephasen. Gegen Zeitdruck hilft ein geeignetes Zeitmanagement und eine klare Strukturierung des Tages. Erholung für den Körper bringen ausreichender Schlaf und eine ausgewogene Ernährung. Zusätzlich gibt es eine Reihe von Entspannungstechniken, die beim Stressabbau helfen. Diese reichen von Akupunktur über Bachblütentherapie bis hin zur Streicheltherapie. Die bekanntesten Methoden sind autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobson und die Atemtherapie. Aber auch Yoga, Tai-Chi und Meditation helfen beim Entspannen, weshalb entsprechende Kurse von vielen Krankenkassen finanziell unterstützt werden.

 

Den Haarwuchs fördern

 

Wenn der Stress nachlässt, wächst das Haar in der Regel im Laufe von sechs bis neun Monaten wieder nach. Daher ist eine medikamentöse Therapie beim diffusen Haarausfall nicht erforderlich. Es existiert aber eine Reihe von Präparaten, die den Haarwuchs verbessern sollen. Bei vielen ist die Wirkung wissenschaftlich nicht gut bewiesen. Dennoch kann eine Therapie im Einzelfall hilfreich sein. So sollen Biotin (Vitamin H), Thiamin (Vitamin B1), Pantothensäure (Vitamin B5) sowie das Spurenelement Zink das Haarwachstum fördern. Bei den Zinkpräparaten ist darauf zu achten, dass sie organisches Zink in genügend hoher Dosierung enthalten sollten (zum Beispiel Zink Verla 10 mg). Das Haarwachstum verbessern können auch Kombinationen von Zink, Biotin und Panthothensäure (zum Beispiel Sanhelios Zink plus). Auch schwefelhaltigen Aminosäuren wie Cystein und Methionin und Kombinationen mit Vitaminen (zum Beispiel Pantovigar) wird diese Wirkung zugeschrieben. Bei der androgenetischen Alopezie wird häufig ein Hirseextrakt zusammen mit Weizenkeimöl (Priorin) eingesetzt. Da das Präparat die schwefelhaltige Aminosäure L-Cystin in Kombination mit Vitamin B5 enthält, kann sein Einsatz auch bei diffusem Haarausfall helfen. Das Nahrungsergänzungsmittel »Bockshorn plus Mikronährstoff Haarkapseln« hat in einer klinischen Studie das Haarwachstum verbessert. Auf Wunsch des Kunden kann eine Therapie mit Haarwuchs fördernden Mitteln versucht werden. Bei der Beratung ist aber wichtig zu erwähnen, dass sich ein Erfolg bei allen Präparaten erst nach zwei bis drei Monaten einstellt.

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