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Heilberufler in Hessen

»Es muss mehr Geld ins System«

29.05.2018  10:38 Uhr

Von Daniel Rücker, Wiesbaden / Immer mehr Menschen zieht es in die Stadt – auch die Apotheker und andere Vertreter der freien Berufe. Die Konsequenzen sind bekannt: Die Zahl der Apotheker und Ärzte in den Städten nimmt weiter zu. Menschen auf dem Land haben oftmals lange Anfahrtswege, wenn sie krank sind.Welche Rezepte hat die Politik für eine bessere medizinische Versorgung auf dem Land?

 

Mit dieser Frage konfrontierten die im Bündnis »heilen & helfen« vereinigten hessischen Heilberufskörperschaften am 17. Mai Politiker der Landtagsfraktionen in Wiesbaden anlässlich der bevorstehenden Landtagswahlen.Die Vertreter der Heilberufe, Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer, Michael Frank, Präsident der Landeszahnärztekammer, und Jürgen Glatzel, Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer, skizzierten die dramatische Situation im ländlichen Raum.

Es gebe einen Teufelskreis aus schwindender Infrastruktur, Ausdünnung der Krankenhauslandschaft und unattraktiven beruflichen Rahmenbedingungen. Dies führe dazu, dass sich immer weniger Ärzte, Zahnärzte und Apotheker im ländlichen Raum niederlassen. Funke sieht hier eine bedrohliche Abwärtsspirale: »Wenn es keine Ärzte und Apotheker mehr auf dem Land gibt, haben die Patienten keine Anlaufstelle mehr«, warnte sie.Eine Reihe von Problemen sind dabei offenbar Resultat einer verfehlten Politik.

 

Glatzel kritisierte, dass ein Drittel aller Krankenhäuser aus der Notfallversorgung herausgenommen werden sollen und es Überlegungen gebe, nur noch Kliniken mit über 500 Betten zu betreiben. Damit sei die Versorgung in der Fläche völlig am Ende. »Es muss mehr Geld in das System«, forderte Glatzel. Die bisherigen Anstrengungen der Politik hätten nicht die erhofften Ergebnisse gebracht, darin war sich das Bündnis der hessischen Heilberufe einig.Trotz der von den Heilberuflern angesprochenen Probleme sehen sich die hessischen Gesundheitspolitiker auf Kurs.

 

»Wir haben bereits die richtigen Wege eingeschlagen«, sagte der hessische CDU-Politiker Ralf-Norbert Bartelt, ohne dies zu konkretisieren. Immerhin gab er zu, dass noch mehr getan werden müsse. Bartelt und der Grünenpolitiker Marcus Bocklet sehen in finanziellen Anreizen eine Lösung. Als Vorschläge nannten sie etwa Starthilfen für junge Heilberufler und Umsatzgarantien für Ärzte, die dazu bereit sind, aufs Land zu gehen. Gleichzeitig gelte es, das ärztliche Überangebot in Innenstadtlagen zugunsten der medizinischen Versorgung auf dem Land abzubauen. Grundsätzlich sei auch die Qualität der Infrastruktur wichtig. Ein Heilberufler werde nur dann in eine ländliche Region ziehen, wenn auch der Partner dort einen angemessenen Arbeitsplatz bekommen kann und die Kinder in eine gute Schule gehen können. /

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