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Impfstoffkandidat aus Zucker

30.05.2011  17:20 Uhr

PZ / Gegen den Erreger einer der häufigsten und gefährlichsten Krankenhaus-Infektionen gibt es nun einen Erfolg versprechenden Impfstoffkandidaten. Ein Forscherteam hat auf Basis eines Kohlehydrats eine Vakzine gegen das Bakterium Clostridium difficile entwickelt, das vor allem in Krankenhäusern gravierende Darminfektionen auslöst.

Vor etwa acht Jahren tauchte ein hochvirulenter und gegen Antibiotika resistenter Stamm von Clostridium difficile auf. Er produziert Giftstoffe, die zu Durchfall und einer Darmentzündung führen, häufig mit tödlichen Folgen. Ein Kohlehydrat in der Zellwand des Bakteriums haben die Forscher um Peter H. Seeberger vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam zum Angriffspunkt für einen möglichen Impfstoff genommen. Wesentlicher Bestandteil des Antigens ist ein Sechsfachzucker, für den die Chemiker des Teams zunächst eine Synthese entwickelten. Den Zucker kombinierten die Forscher mit dem Protein CRM 197, das in vielen Impfstoffen zum Einsatz kommt. Zucker alleine bewirken als Antigene nämlich keine umfassende Immun­antwort. Das Konjugat rief in Tests an Mäusen dagegen eine umfassende Immun­antwort hervor, nachdem die Tiere im Abstand von zwei Wochen dreimal mit der Substanz geimpft wurden, berichten die Forscher im Fachjournal »Chemistry & Biology« (doi: 10.1016/j.chembiol.2011.03.009).

 

Das Forscherteam wies zudem nach, dass Antikörper gegen den Sechsfachzucker auch Teil der menschlichen Immunantwort sind. Im Stuhl von Patienten, die mit Clostridium difficile infiziert waren, fanden sie nämlich Antikörper gegen den Zucker. »Wir können also erwarten, dass auch das menschliche Immunsystem bei einer Impfung Antikörper gegen den Zucker bildet«, so Seeberger. Der Impfstoffkandidat muss sich noch in weiteren Tests bewähren. »Wenn diese Tests erfolgreich sind, wird es vermutlich noch ein bis zwei Jahre dauern, ehe der Impfstoff im Menschen getestet wird », erklärt Seeberger. /

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