Hecken springt Celesio zur Seite |
29.05.2007 17:50 Uhr |
Hecken springt Celesio zur Seite
Von Daniel Rücker
Der saarländische Gesundheitsminister Josef Hecken (CDU) geriert sich weiter als Reformer des Arzneimittelmarktes. In einer Pressemeldung fordert er jetzt den Fall des Fremd- und Mehrbesitzverbotes und macht sich damit zum Unterstützer des DocMorris-Besitzers Celesio/Gehe.
Seit fast einem Jahr führt Hecken nun seinen Kampf gegen die heilberufliche Apotheke. Im vergangenen Juli hatte er mit der nach deutschem Recht illegalen Betriebsgenehmigung für die DocMorris-Apotheke in Saarbrücken die Diskussion um den Fremdbesitz von Apotheken angeheizt. Elf Monate später hat DocMorris und die Apotheke einen neuen Besitzer, doch der Unterstützer aus dem Ministerium ist derselbe geblieben: »Wir brauchen dringend eine Liberalisierung des Arzneimittelmarktes statt nationaler protektionistischer Schutzwälle«, sagt Hecken in der Presseerklärung. Das Fremd- und Mehrbesitzverbot sei ein Relikt aus vergangener Zeit, behauptet er ohne näher auszuführen, was sich seit diesen Zeiten substanziell geändert habe. Es sei an der Zeit, dass nun auch Handelsketten Apotheken besitzen dürften.
Seine Begründung, warum der deutsche Markt dereguliert werden müsse, ist dabei grotesk. Innerhalb Europas gebe es große Unterschiede bei den Arzneimittelpreisen. Diese Unterschiede seien nur möglich, weil sich Deutschland gegenüber dem Ausland abschotte, behauptet der Minister, der nur wenige Wochen zuvor dem Verblisterer Assist-Pharma einen Besuch abgestattet hatte. Assist gehört zu dem Imperium des Arzneimittelimporteurs Edwin Kohl, der das Geld für die Startinvestitionen in Assist dem Umstand verdankt, dass die europäischen Märkte für Arzneimittel weitgehend durchlässig sind.
Das Fremd- und Mehrbesitzverbot, behauptet Hecken, würde von den Herstellern hochpreisiger Arzneimittel dazu genutzt, sich vor der Konkurrenz eigener Produkte aus dem Ausland zu schützen. Der große Deregulierer aus dem Saarland verschweigt dabei geflissentlich, dass die Länder mit den preiswertesten Arzneimitteln in der Regel diese Preise staatlich festsetzen, was gemeinhin nicht als Indiz für einen deregulierten Markt gilt.
Seltsam geht es auch weiter in Heckens Ausführungen. So behauptet der Gesundheitsminister, dass Sicherheit im Verkehr und Handel mit Arzneimitteln heute nicht mehr an die inhabergeführte Apotheke gebunden sein müsse, weil »die Zeiten, in denen der Apotheker selbst Pastillen und Salben anrührte und verkaufte« längst vorbei seien. Auch angestellte Apotheker könnten dies garantieren, so Hecken, ohne weiter zu erklären, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt.
Der Präsident der saarländischen Apothekerkammer, Manfred Saar, wertet Heckens Pressemeldung als erneuten Versuch, die gesamte Apothekerschaft zu diskreditieren. Das Fremd- und Mehrbesitzverbot diene nicht als Schutz vor lästiger Konkurrenz, sondern als Schutz des Bürgers. Das von Hecken skizzierte Szenario erschließe keine Wirtschaftlichkeitsreserven, sondern schaffe oligopolartige Strukturen und zerschlage Mittelstand und freie Berufe.