Gehe verliert 30 Prozent |
23.05.2007 14:47 Uhr |
Gehe verliert 30 Prozent
Von Thomas Bellartz
Nach Auffassung eines Mitbewerbers dürfte die Celesio-Tochter Gehe rund 30 Prozent ihres bisherigen Großhandelsumsatzes einbüßen. Zurzeit liegen die Verlust nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 15 und 25 Prozent. Unterdessen hat das Bundeskartellamt dem DocMorris-Erwerb zugestimmt.
»Wir spüren die Abwanderungen der Apotheker deutlich«, sagte der geschäftsführende Gesellschafter eines privaten Pharmagroßhändlers am Dienstag gegenüber der PZ. Er rechne damit, dass die Gehe »durchaus 30 Prozent oder mehr verlieren kann«. Innerhalb des Großhandels hat sich derweil herumgesprungen, dass die Gehe nach Marktanteilen hinter die Anzag zurückgefallen sein dürfte. Im vergangenen Jahr hatte Gehe in Deutschland rund 3,6 Milliarden Euro verdient. Sollte der Wettbewerber Recht behalten, dann könnte Celesio/Gehe in Deutschland auf ein ganzes Jahr gerechnet womöglich ein Umsatzverlust von einer Milliarde Euro drohen. Eine realistische, aktuelle Einschätzung dürfte indes die Größenordnung zwischen 15 und 20 Prozent sein. Tendenz allerdings, steigend, weil Verträge teilweise zu bestimmten Terminen gekündigt werden oder andere Großhändler prüfen, ob sie die Verbindlichkeiten der Apotheke bei der Gehe übernehmen können oder wollen. Derweil häufen sich Berichte über merkwürdige Vertriebspraktiken der Gehe. So sollen Apothekern Einmalzahlungen in Höhe von 50.000 Euro geboten worden sein, damit sie ihre Arzneimittel weiterhin bei der Gehe beziehen.
Der Börsenkurs hat sich bei rund 50 Euro je Aktie stabilisiert. Nicht eingepreist haben dürften die Anleger zum einen die Großhandelsumsatzverlust der Gehe in Deutschland sowie die eher schleppenden Aktivitäten bei DocMorris. Seit Jahresbeginn tragen erst 29 Apotheken das DocMorris-Kreuz. Um auf die angekündigten mehr als 100 Franchisenehmer zu kommen, müsste das Management einen Zahn zulegen.
Unterdessen hat das Bundeskartellamt Europas größtem Pharmahändler grünes Licht für die Übernahme der niederländischen Internet-Versandapotheke gegeben. »Die Freigabe erfolgte am 25. Mai«, sagte eine Sprecherin der Behörde am Dienstag auf Anfrage. Die im MDAX notierte Celesio hatte den Kauf von rund 90 Prozent der Anteile an DocMorris am 26. April überraschend bekannt gegeben. Die übrigen knapp 10 Prozent blieben beim Management von DocMorris. Die Internet-Versandapotheke soll als Unternehmen im Celesio-Konzern rechtlich selbstständig bleiben.