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Wettbewerb erwünscht

23.05.2016  15:13 Uhr

Wettbewerb erwünscht

Eigentlich könnte der Schweiß, den die Einführung von Biosimilars einigen Managern der Pharmaindustrie auf die Stirn getrieben hat, längst getrocknet sein. Denn dieses Ereignis liegt zwischenzeitlich gute zehn Jahre zurück. Aber das ist offensichtlich nicht so. Denn mit Einführung der ersten Biosimilar-Antikörper drängt diese Produktgruppe in Bereiche hinein, in denen richtig Geld verdient wird.

 

Dass Pharmaunternehmen für ihre Innovationen gutes Geld bekommen, ist nicht das Problem. Denn dies lässt das ansonsten massiv regulierte Gesundheitssystem in Deutschland immer noch zu, auch weil Wettbewerb bei innovativen, patentgeschützten Produkten ausgeschlossen ist. Und schließlich profitieren ja auch teils schwerkranke Patienten massiv von den kostspieligen Forschungsanstrengungen der kreativ operierenden Pharmafirmen.

 

Allerdings gelten die bemerkenswerten Freiheitsgrade für ein return of investment eben nur für Innovationen. Auch ein noch so gut wirkendes Arzneimittel verliert nun mal irgendwann den Status der Innovation. ­Dieser Zeitpunkt ist exakt kalkulierbar bei Patentauslauf erreicht. Wenn dann andere die Gelegenheit nutzen, die bewährten Wirkstoffe mit einer Präzision zu kopieren, die einer rigorosen Überprüfung standhält, setzt Wettbewerb ein, Konsequenzen bleiben da nicht aus.

 

Es wundert nicht, dass dieses Feld mit allen Mitteln verteidigt wird. Mit ausgeklügelten juristischen Tricks versuchen Hersteller den drohenden Wettbewerb so lange wie möglich zu verhindern. Und das ist sehr wohl ein Problem. Es wäre besser, die hier verausgabten Mittel in Innovationen zu investieren, die ihrerseits gute Renditen versprechen.

 

Auf lange Sicht führen alle Abwehrstrategien in diesem Bereich in eine Sackgasse. Man kann und wird das Rad nicht zurückdrehen. Unser ­Gesundheitssystem braucht Wettbewerb, der allemal besser ist, als denkbare politische Vorgaben, die dann nichts anderes als Zwangsmaß­-nahmen sind.

 

Professor Dr. Theo Dingermann 

Mitglied der Chefredaktion 

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