Behandlung mit Säure, Kälte oder Schnecken |
11.05.2007 14:16 Uhr |
Behandlung mit Säure, Kälte oder Schnecken
Von Annette Immel-Sehr
Gefährlich sind sie meistens nicht, dafür aber kosmetisch störend und oft sehr schmerzhaft: Warzen. Gegen die auslösenden Viren kann man sich nur schwer schützen. Welches Anti-Warzen-Mittel das richtige ist, hängt von Art und Lokalisation der unliebsamen Hautwucherung sowie vom Hautzustand ab.
Eine ganze Reihe häufiger Hauterkrankungen wird durch Viren ausgelöst. Neben Herpes-Viren sind vor allem die humanpathogenen Papillomaviren (HPV) beteiligt. Sie sind für die Entstehung der meisten Warzen verantwortlich, einer gutartigen Epithelhyperplasie. Die Übertragung der Viren erfolgt durch direkten Hautkontakt von einer Körperstelle auf eine andere oder von Mensch zu Mensch. Schwimmbäder, Saunen und Turnhallen sind auch für HPV-Infektionen häufige Ansteckungsorte. Entzündungen der Haut- und Schleimhaut beziehungsweise mangelhafte Durchblutung erleichtern die Virusinfektion. Um eine Streuung der Viren oder eine Superinfektion zu vermeiden, sollte man weder an den Warzen kratzen noch sie mit scharfen Gegenständen manipulieren (siehe Kasten).
in Saunen, Schwimmbädern und beim Sport nie barfuß laufen, sondern Bade- beziehungsweise Turnschuhe tragen
Hände und Füße nach dem Waschen gut abtrocknen und dabei stets eigene Handtücher benutzen
die körpereigenen Abwehrkräfte stärken und Stress, Alkohol sowie Nikotin meiden
den Kreislauf ankurbeln, um gut durchblutete Hände und Füße zu haben
die Gefahr, sich beim Geschlechtsverkehr mit Feigwarzen anzustecken, kann durch den Einsatz von Kondomen deutlich gesenkt werden
wegen der Gefahr der Freisetzung neuer Viren, eigene chirurgische Maßnahmen an Warzen unbedingt vermeiden
Man unterscheidet zahlreiche unterschiedliche Warzenarten, die zum Teil von verschiedenen Viren-Typen ausgelöst werden. Die häufigste Form der Hautwarze ist die sogenannte gewöhnliche Warze (Verruca vulgaris). Sie ist vor allem an Finger- und Handrücken, am Nagelwall sowie manchmal auch unter dem Nagel lokalisiert. Warzen können einzeln stehen oder sich beetförmig ausbreiten. Zunächst zeigen sie sich als hartes, hautfarbenes halbkugeliges Knötchen. Mit der Zeit wird die Oberfläche durch zunehmende Verhornung rau und zerklüftet. Einlagerungen von Blut oder Schmutz lassen die Warzen mitunter dunkel erscheinen.
Sonderfall Genitalwarzen
Eine Sonderform der gewöhnlichen Warze ist die Pinselwarze (Verruca filiformis), die vor allem bei älteren Menschen an Augenlidern oder an der Nase auftritt. Auch die auf den Fußsohlen lokalisierten Dornwarzen (Verrucae plantares) stellen eine besondere Form der gewöhnlichen Warze dar: Durch die Belastung beim Auftreten wachsen diese Warzen nur in die Tiefe, was erhebliche Schmerzen beim Gehen bereiten kann.
Plane oder flache Warzen (Verrucae planae), die kaum über das Hautniveau herausragen, betreffen vor allem Kinder und Jugendliche. Sie kommen meist in großer Zahl im Gesicht, auf Handrücken, Handgelenk und Unterarmen vor und sind hautfarben oder hell bräunlich.
Die vorwiegend bei Erwachsenen auftretenden Genital- oder Feigwarzen (Condyloma acuminatum) werden von anderen HPV-Typen ausgelöst als die gewöhnlichen Warzen. Im feuchtwarmen Milieu des Anogenitalbereichs wachsen die zunächst stecknadelgroßen Knötchen zu blumenkohl- oder hahnenkammartigen Wucherungen unterschiedlichen Ausmaßes heran. Die Wucherungen können am After, beim Mann an Eichel oder Vorhaut und bei der Frau am Scheideneingang oder den Schamlippen auftreten. Kleine Verletzungen oder eine Immunschwäche begünstigen das Wachstum. HP-Viren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Kondome verringern zwar das Infektionsrisiko, bieten jedoch keinen völligen Schutz.
Alterswarzen sind im höheren Alter auftretende gutartige warzenähnliche Hauttumoren mit grauer oder bräunlich-gelber zerklüfteter Oberfläche. Jenseits des 50. Lebensjahres können sie typischerweise an Rücken und Brust, seltener im Gesicht auftreten. Alterswarzen sind höchstens aus kosmetischen Gründen behandlungsbedürftig. Trotzdem sollte man Kunden grundsätzlich empfehlen, den Arzt aufzusuchen, da eine Verwechselung mit Melanomen leicht möglich ist.
Sogenannte Dellwarzen (Molluscum contagiosum) treten vor allem bei Kindern oder stark immungeschwächten Erwachsenen auf. Sie werden durch das Molluscum- contagiosum-Virus verursacht. Es handelt sich um stecknadelkopf- bis erbsengroße in der Mitte leicht eingedellte Papeln, die typischerweise am Rumpf, im Gesicht, in der Genitalregion oder in den großen Beugen auftreten. Die zentrale Delle zeigt meist eine kleine Öffnung, aus der sich eine breiartige, weiße Masse ausdrücken lässt. Kinder mit Neurodermitis sind besonders anfällig. Dellwarzen werden, wenn sie nicht spontan abheilen, meist mit einer Kürette (chirurgischer Löffel) entfernt.
Hornhaut auflösen
Warzen müssen aufgrund ihrer Gutartigkeit nicht unbedingt behandelt werden, zumal sie häufig von selbst wieder verschwinden. Wenn die Warzen jedoch (insbesondere Dornwarzen) Schmerzen verursachen und zu Bewegungseinschränkungen führen oder etwa an der Hand ein kosmetisches Problem darstellen, sollten sie behandelt werden. Je jünger die Warzen sind, desto leichter lassen sie sich entfernen.
Üblicherweise besteht die Therapie bei Warzen in der Auflösung der verdickten Hornschicht. Die Ablösung von Warzen kann sechs bis zwölf Wochen dauern. Darauf sollte der Patient hingewiesen werden, damit er nicht zu früh aufgibt.
In der Selbstmedikation haben keratolytisch wirkende Substanzen wie Salicylsäure oder Milchsäure die größte Bedeutung. Je nachdem, ob die Warzen einzeln vorkommen oder großflächig verbreitet sind, empfiehlt sich die Anwendung in Form eines Pflasters oder als Tinktur. Das Pflaster muss dabei exakt zugeschnitten und gut fixiert werden. Es kann einige Tage auf der Warze verbleiben. Lösungen sollten zwei- bis viermal täglich aufgetragen werden. Bei Tinkturen werden häufig Zubereitungen auf Kollodiumbasis eingesetzt, die eine Art unsichtbaren Lack auf der Warze hinterlassen. Dieser muss vor dem erneuten Auftragen der Lösung durch Abziehen oder vorsichtiges Abrubbeln wieder entfernt werden. Um Rezidiven vorzubeugen, sollte die gesunde Haut etwa 3 mm um die Warze herum mitbehandelt werden. Über diese Zone hinaus muss die gesunde Haut jedoch mit einer Zinkpaste oder Fettsalbe vor Auflösung geschützt werden. Neben den reinen Keratolytika steht auch ein Kombinationspräparat mit Salicylsäure und dem wachstumshemmenden Antimetaboliten Fluorouracil zur Verfügung, das allerdings verschreibungspflichtig ist.
Die aufgeweichte Hornhaut wird am besten nach einem Bad in lauwarmen (Salz-)Wasser behutsam entfernt. Man trägt nur die oberste aufgelöste Schicht vorsichtig mit einer Feile oder einem Hornhauthobel ab. Bei Dornwarzen setzt die Schmerzlinderung bereits nach dem Abtragen der ersten Hornschichten ein. Um den Druck von der schmerzhaften Stelle zu nehmen, ist es empfehlenswert, während der Therapie ergänzend auch ein Polsterpflaster zu verwenden.
Wegätzen und vereisen
Eine andere Möglichkeit, Warzen zu entfernen, ist die schmerzlose Verätzung des Gewebes. Eingesetzt werden dazu Silbernitrat oder Chloressigsäure, die mittels eines Stiftes einmal wöchentlich aufgetragen werden. Auch hier ist auf den Schutz der umliegenden Haut zu achten.
Die homöopathische Heilkunde empfiehlt, Thuja-Tinktur auf die Warze zu tupfen. Auch Thuja D6, Causticum Hahnemanni D4 und Stibium sulfuratum nigrum D4 finden je nach Warzentyp in der Homöopathie Verwendung. Volksmedizinisch gelten Schöllkrautsaft, Zypressen-Wolfsmilch, Teebaumöl und Knoblauch als Mittel zur Warzenbehandlung. Die Wirksamkeit ist allerdings umstritten. Zuweilen liest man auch von Ritualen wie bei Vollmond eine Schnecke über die Warze kriechen zu lassen (siehe Kasten). Für derartige Behandlungsmethoden sind über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkungsweisen nicht belegt.
Gerade bei Warzen sind Hausmittel sehr beliebt. So soll es helfen, wenn man Warzen bespricht, wegbetet oder bei Vollmond eine Schnecke über die Warze kriechen lässt. Im Sommer kann man die Warze auch mit dem Saft eines Löwenzahnstiels bestreichen. Eine weitere Methode ist es, die Warze über längere Zeit mit Kreide einzureiben, wobei das Kreidestück vorher auf keinen Fall feucht gewesen sein darf. Wenn die Warze durch diese Rituale tatsächlich verschwindet, hilft aus medizinischer Sicht nicht das Mittel selbst, sondern der Placebo-Effekt. Zudem hat sich oftmals auch zwischenzeitlich das körpereigene Abwehrystem gestärkt und kann die Warze selber abstoßen. Einige Warzentypen zeigen nämlich eine hohe Spontanremissionsquote.
Neben der medikamentösen Therapie können Warzen auch durch den Arzt operativ entfernt oder mit flüssigem Stickstoff oder Kohlensäureschnee vereist werden. Vereisungssprays (Wartner®, Scholl Freeze® Warzenentferner) stehen zudem für die Selbstmedikation zur Verfügung. Durch das Einfrieren entsteht unter der Warze eine Blase. Sie bewirkt, dass sich die Warze nach 10 bis 14 Tagen aus der Haut hebt und von allein abfällt. Meist genügt eine Anwendung. In hartnäckigeren Fällen, insbesondere bei Dornwarzen, können zwei bis drei Behandlungen erforderlich sein. Dazwischen sollte immer eine Pause von zwei Wochen liegen. Lässt sich die Warze auch nach vier Anwendungen nicht entfernen, ist eine ärztliche Behandlung sinnvoll. Anwender sollten die Gebrauchsanweisung vor Beginn der Therapie gründlich lesen. Denn eine falsche Anwendung kann dazu führen, dass die Vereisung zu tief dringt und obere Hautschichten beschädigt, was Narbenbildung und/oder Nervenschädigungen zur Folge haben kann. Je nach Produkt darf der Applikator maximal 20 beziehungsweise 40 Sekunden auf die Warze gehalten werden. Während der Behandlung tritt ein stechender Schmerz auf.
Vereisungssprays dürfen nicht bei Kindern unter vier Jahren, bei Diabetikern oder Menschen mit Durchblutungsstörungen angewendet werden. Sie sind auch nicht geeignet für die Behandlung auf Muttermalen, auf dünner Haut oder Schleimhaut und bei Genitalwarzen. Zudem sollte das Kältespray nicht zusammen mit anderen Anti-Warzen-Mitteln angewendet werden.
Die Diagnose und medikamentöse oder operative Therapie von Feigwarzen ist Aufgabe des Facharztes. Kleinere, nicht blutige und nicht entzündete Feigwarzen können mit Podophyllotoxin behandelt werden, das das Zellwachstum hemmt. Die entsprechenden verschreibungspflichtigen Präparate werden zweimal täglich an drei aufeinander folgenden Tagen aufgetragen. Die Behandlung kann in Abständen von einer Woche bis zum gewünschten Therapie-Erfolg wiederholt werden.
Mit dem ebenfalls verschreibungspflichtigen Immunmodulator Imiquimod steht ein weiterer Arzneistoff zur lokalen Anwendung bei Feigwarzen zur Verfügung. Die Substanz soll eine vermehrte Zytokin-Synthese anregen und dadurch die körpereigene Virus-Abwehr verstärken. Die Imiquimod-Creme ist dreimal wöchentlich (Beispiel: Montag, Mittwoch und Freitag) vor dem Zubettgehen aufzutragen und nach sechs bis zehn Stunden abzuwaschen. Die Behandlung wird so lange fortgesetzt, bis alle sichtbaren Feigwarzen verschwunden sind, maximal jedoch 16 Wochen pro Behandlungszeitraum.
Möglicherweise wird das Auftreten von Feigwarzen in Zukunft seltener, wenn die Impfung gegen humane Papillomaviren zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs Verbreitung findet. Denn der neue Impfstoff schützt nicht nur vor den beiden häufigsten an der Krebsentstehung beteiligten HPV-Typen, sondern richtet sich auch gegen die HPV-Typen 6 und 11. Diese verursachen die Genitalwarzen.
Schwielen und Hühneraugen
Von den Warzen abzugrenzen sind Schwielen und Hühneraugen: Dauerhafter oder immer wiederkehrender Druck insbesondere an Handteller und Fußsohlen führt zu vermehrter Proliferation der Hornhautzellen und damit zu einer Verdickung der Hornhaut. Während berufsbedingte Schwielen an den Händen in der Regel keine Probleme verursachen, können sich aus Schwielen an den Füßen schmerzhafte Hühneraugen entwickeln. Orthopädische Deformationen, die zu einer besonders starken Belastung einzelner Punkte führen, können die Ursache sein. Weitaus häufiger aber sind schlecht sitzende Schuhe für die Entstehung von Hühneraugen verantwortlich.
Hühneraugen erkennt man als stark verhärtete glänzende Hautstellen, die über die umgebende Haut erhaben sind. Sie sind normalerweise rund, gelblich und enthalten einen durch den Druck entstandenen bis in die Unterhaut reichenden Dorn. Bei Belastung wird dieser Hornzapfen auf die nervenreiche Knochenhaut gepresst und verursacht dadurch einen stechenden Schmerz.
Hühneraugen findet man vorwiegend dort, wo die Schuhe am häufigsten reiben, nämlich auf den Zehen, an den Zehenspitzen und -seiten. Oft treten sie auch unter den Fußballen auf, wo beim Laufen starker Druck ausgeübt wird.
Auch zwischen den Zehen können sich durch Reibung und Druck Hühneraugen bilden. Sie sind weich und gummiartig. Obwohl ihnen der harte Kern fehlt, können auch sie sehr schmerzhaft sein. Ähnlich wie Warzen lassen sich Hühneraugen und Schwielen mit keratolytischen Substanzen auflösen und dann nach Erweichen in warmem Wasser vorsichtig mit Bimsstein oder einer Hornfeile abraspeln. Bei den sogenannten weichen Hühneraugen zwischen den Zehen empfiehlt es sich, einen medizinischen Fußpfleger beziehungsweise eine medizinische Fußpflegerin zurate zu ziehen.