Neues Stimulans kommt |
23.04.2013 16:37 Uhr |
Von Sven Siebenand / Im Juni soll das Lisdexamfetamin-haltige ADHS-Präparat Elvanse® auf den deutschen Markt kommen. Das meldet Hersteller Shire. Die Zulassung hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dem Präparat im März erteilt. Shire geht davon aus, dass bald auch die Aufnahme in Anlage III des Betäubungsmittelgesetzes erfolgen wird. In anderen Ländern wie den USA, Kanada und Brasilien vertreibt das Unternehmen bereits Lisdexamfetamin-haltige Präparate.
Lisdexamfetamin ist ein Prodrug. Nach oraler Gabe wird es im Magen-Darm-Trakt schnell resorbiert und zu Dexamfetamin hydrolysiert, welches für die Aktivität des Arzneimittels verantwortlich ist. Seit Ende 2011 ist bereits mit Attentin® ein Dexamfetamin-haltiges (5 mg) und damit ähnliches Fertigarzneimittel in Deutschland verfügbar. Der Wirkmechanismus von Amfetaminen bei ADHS ist nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass die Wirksamkeit auf eine Blockade der Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin in das präsynaptische Neuron und eine vermehrte Freisetzung dieser Monoamine in den extraneuronalen Raum zurückzuführen ist.
Viele der betroffenen Kinder zeigen Entwicklungsrückstände und Leistungsprobleme in der Schule.
Foto: Shutterstock/Kamira
Die Zulassung von Elvanse (30 mg, 50 mg und 70 mg Lisdexamfetamin) in Deutschland gilt für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit ADHS ab sechs Jahren, wenn das Ansprechen auf eine zuvor erhaltene Behandlung mit Methylphenidat als klinisch unzureichend angesehen wird. Das Mittel sollte einmal morgens verabreicht werden und kann mit oder ohne gleichzeitige Nahrungsaufnahme eingenommen werden. Die Dosierung ist nach den therapeutischen Erfordernissen und dem Ansprechen des Patienten individuell vom Arzt einzustellen. Die Initialdosis beträgt in der Regel 30 mg pro Tag. Sie kann in wöchentlichen Abständen in Schritten von jeweils 20 mg erhöht werden. Die höchste empfohlene Dosis beträgt 70 mg pro Tag. Die Behandlung muss beendet werden, wenn sich die Krankheitssymptome nach einer geeigneten Dosisanpassung über einen Zeitraum von einem Monat nicht bessern. Beim Auftreten einer paradoxen Verschlimmerung der Symptome oder anderer unzumutbarer, unerwünschter Ereignisse muss die Dosis reduziert oder das Arzneimittel abgesetzt werden.
Vor einer Verordnung ist es notwendig, den Patienten hinsichtlich seines kardiovaskulären Status einschließlich Blutdruck und Herzfrequenz in der Ausgangslage zu beurteilen. Eine umfassende Anamnese sollte Begleitmedikationen, frühere und aktuelle internistische und psychiatrische Begleiterkrankungen oder Symptome, familienanamnestisch bekannte plötzliche kardiale/unerwartete Todesfälle sowie eine exakte Erfassung von Körpergröße und -gewicht vor der Behandlung in einem Wachstumsdiagramm umfassen. Wie bei anderen Stimulanzien ist last but not least das Potenzial für Missbrauch, Fehlgebrauch oder Zweckentfremdung von Lisdexamfetamin vor der Verordnung zu bedenken. /