Zika-Virus als Ursache bestätigt |
19.04.2016 16:00 Uhr |
Von Christina Hohmann-Jeddi / Das Zika-Virus ist ein Teratogen: Es kann Mikrozephalie und andere angeborene Fehlbildungen des Gehirns auslösen. Zu dieser Aussage kommen Forscher der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC nach einer Analyse der vorliegenden Literatur.
Der Zusammenhang zwischen dem sich in Latein- und Südamerika ausbreitenden Virus und dem gehäuften Auftreten von Mikrozephalie-Fällen dort wurde schon seit Längerem vermutet. Nun reichen die wissenschaftlichen Nachweise aus, um die Kausalität zu bestätigen.
Infektionen mit dem Zika-Virus im ersten oder frühen zweiten Trimenon der Schwangerschaft können eine Mikrozephalie des Babys zur Folge haben.
Foto: Unicef/Ueslei Marcelino
Das schreiben die Forscher um Dr. Sonja Rasmussen im Fachjournal »New England Journal of Medicine« (DOI: 10.1056/NEJMsr1604338). Dabei könne nicht eine einzelne Studie als Beweis gelten, sondern die Gesamtheit der vorliegenden Studien.
Die Analyse der Literatur habe gezeigt, dass wichtige Kriterien für eine erwiesene Teratogenität beim Zika- Virus erfüllt sind. So müssen die Infektionen zum einen in einem für die Entwicklung des Embryos kritischen Zeitraum auftreten. Das ist beim Zika- Virus der Fall. Eine Reihe von Untersuchungen zeigt, dass Mikrozephalie oder andere Gehirndefekte Kinder betreffen, deren Mütter sich im ersten oder frühen zweiten Trimenon infiziert haben. In diesem für die Hirnentwicklung entscheidenden Zeitraum findet starke Proliferation der neuralen Stammzellen statt. Ein zweites Kriterium für eine Kausalität ist, dass mindestens zwei epidemiologische Studien einen Zusammenhang nahelegen müssen. Auch dies sehen die Forscher als erfüllt an.
Biologisch plausibel
Zudem wurden die vorhandenen Fälle von Mikrozephalie ausführlich klinisch beschrieben, was für die Beweisführung benötigt wird. Ein weiteres Argument ist, dass der Zusammenhang biologisch plausibel ist. Zika-Virus-RNA wurde bereits in geschädigten Glia- und Nervenzellen von Feten nachgewiesen. Eine Studie zeigte zudem, dass Zika-Viren effektiv neuronale Vorläuferzellen infizieren und absterben lassen, was bei anderen Zelltypen nicht der Fall war. Im Tiermodell wurde der Zusammenhang bislang nicht nachgewiesen, entsprechende Studien laufen aber derzeit. Die Forscher betonen, dass trotz der Vielzahl an Studien immer noch Fragen offen sind. So seien weder das Spektrum an Schädigungen noch die kritischen Zeitspannen für mögliche Defekte abschließend zu beurteilen.
Noch kein Wendepunkt
Dennoch sieht CDC-Direktor Dr. Tom Frieden diese Studie als einen Wendepunkt im Kampf gegen Zika. »Jetzt ist klar, dass Zika-Viren Mikrozephalie und andere Gehirnanomalien verursachen«, sagte er in einem Pressebriefing. Bislang hätten die meisten Experten vermieden, eine Kausalität herzustellen, was die Kommunikation zu diesem Thema erschwert habe. Die Anerkennung des Erregers als Auslöser der Schädelfehlbildungen erlaube nun eine direktere Kommunikation und bessere Aufklärung der Öffentlichkeit über die Infektion, deren Risiken und die Präventionsempfehlungen. /
dpa / Das Zika-Virus ist nach Ansicht von US-Experten gefährlicher als bisher angenommen. »Alles, was wir uns zu diesem Virus anschauen, scheint etwas erschreckender zu sein, als wir ursprünglich dachten«, sagte die Vize-Direktorin der US-Gesundheitsbehörde CDC, Dr. Anne Schuchat, bei einer Pressekonferenz. Zika stehe nicht nur im Zusammenhang mit Mikrozephalie, sondern auch etwa mit Frühgeburten und Augenproblemen. Es verursache zudem wahrscheinlich während der gesamten Schwangerschaft Probleme, nicht nur im ersten Trimester. So gut wie jeden Tag gebe es neue Erkenntnisse zu dem Virus »und das, was wir lernen, ist nicht beruhigend.« Besonders besorgniserregend sei die Lage in Puerto Rico, wo es Hunderttausende Fälle geben könne. In Deutschland ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) seit Herbst 2015 bei 37 Reise-Rückkehrern eine Infektion mit dem Zika-Virus registriert worden. Eine Schwangere war nicht darunter. /