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Studie zu Risiken der Selbstmedikation

16.04.2014  09:30 Uhr

Von Annette Mende / Wie wichtig eine gute Beratung zu möglichen Neben- und Wechselwirkungen in der Selbstmedikation ist, hat jetzt erneut eine Studie gezeigt.

 

In der im Fachjournal »Drug Safety« erschienenen Untersuchung fanden die Autoren um Dr. Sven Schmiedl von der Universität Witten/Herdecke und Marietta Rottenkolber von der LMU München, dass für 4 Prozent der arzneimittelbedingten Krankenhauseinweisungen auf internistische Stationen Selbstmedikation ursächlich war. (doi: 10.1007/s40264-0141-3). Als solche galt neben der Anwendung von OTC-Präparaten auch die eigenmächtige Einnahme von Rx-Medikamenten, die die Patienten zu einem früheren Zeitpunkt verschrieben bekommen und nicht ganz aufgebraucht hatten. Beide Formen der Selbstmedikation führten zu etwa gleich vielen Klinikeinweisungen.

 

Die Datenbasis der Studie bildeten 6887 Patientenfälle, die zwischen Januar 2000 und Dezember 2008 aufgrund von Neben- oder Wechselwirkungen von Arzneimitteln (adverse drug reactions, ADR) in den Unikliniken in Rostock, Greifswald, Jena und Weimar in der Inneren Medizin behandelt werden mussten. In 266 dieser Fälle war Selbstmedikation mit OTC- oder Rx-Arzneimitteln der Grund für die Klinikeinweisung. Ältere Damen zwischen 70 und 79 Jahren und nur unwesentlich jüngere Herren zwischen 60 und 69 Jahren waren die am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen. Gastrointestinale Beschwerden ausgelöst von nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) führten am häufigsten zu Hospitalisierung. Von den OTC-Arzneistoffen verursachte Acetylsalicylsäure (ASS) in anti­inflammatorischer Dosierung die meisten Probleme, von den ehemals verordneten Medikamenten war es Diclofenac.

 

Ältere Menschen liefen am meisten Gefahr, aufgrund einer ADR hospitalisiert zu werden. Als mögliche Gründe hierfür nennen die Autoren Veränderungen in der Pharmakokinetik mit steigendem Lebensalter, Mulitmorbidität und Polypharmazie. Strategien zur ADR-Prävention sollten daher insbesondere auf ältere Menschen zugeschnitten werden sowie auf Patienten, die langfristig viele verschiedene Medikamente einnehmen, insbesondere NSAR, orale Antikoagulanzien und Plättchenaggregationshemmer. / 

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