Pharmazeutische Zeitung online
Becker

Kassen wollen bestimmen, nicht verhandeln

13.04.2016  08:51 Uhr

18. PZ-Management-Kongress in Palma de Mallorca / Der DAV-Vorsitzende Fritz Becker hat sich den Job selbst ausgesucht. Dennoch dürfte er seine Position an der Spitze des Deutschen Apothekerverbandes in den vergangenen Jahren mehr als einmal verflucht haben. Verhandlungen mit Krankenkassen oder Kassenverbänden sind vollständig spaßfrei.

Krankenkassen gingen immer häufiger dazu über, anstelle von Kollektivverträgen nur noch selektierende Verträge oder Selektivverträge anzubieten. Für die Apotheker sei dies mit deutlichen Nachteilen verbunden. Während bei Kollektivverträgen alle Verbandsmitglieder automatisch beteiligt sind, dürfen bei selektierenden nur Verbandsmitglieder beitreten.

Noch schlimmer steht es um Selektivverträge mit sehr strikten Vorgaben. Die Kommissionen der Verhandlungspartner haben jeweils fünf Mitglieder – ein Mitglied des Geschäftsführenden DAV-Vorstandes als Leiter und Vertreter der Landesapothekerverbände. Verhandlungspartner der Apotheker sind die Kommissionen des GKV-Spitzenverbandes, des Ersatzkassenverbandes und einzelne bundesweite Krankenkassen. Grundsätzlich sei es das Ziel der Verhandlungspartner, einen Konsens zu finden. Laut Becker wird diese Vorgabe oftmals nur auf Umwegen erreicht. In vielen Fällen gibt es mehrere Verhandlungsrunden. Nicht selten riefen aber eine oder beide Parteien die Schiedsstelle an. Nach spätestens drei Monaten soll es ein Ergebnis geben. Ein zweiter möglicher Weg zu einem Konsens sei die Sozialgerichtsbarkeit bis hin zum Bundes­sozialgericht.

 

In einigen Fällen ziehen sich Verhandlungen und Rechtsstreite über Jahre hin. Ein besonders unerfreuliches Beispiel dafür ist der Streit um Nullretax. Seit 2001 enthalten Krankenkassen Apothekern wegen minimaler Fehler das komplette Honorar für die Versorgung der Patienten vor, seit 2013 sogar mit dem Segen des Bundessozial­gerichts. Dieses hatte damals die Vollabsetzung bei Rabattverträgen für rechtens erklärt.

 

Über das Verhalten der Krankenkassen bei Verhandlungen ist Becker auch aus anderen Gründen verärgert. Von einem partnerschaftlichen Dialog sei man oftmals weit entfernt. Becker: »Die Kassen versuchen immer häufiger, uns ihre Bedingungen aufzudrücken, sie sind zu echten Verhandlungen nicht bereit.« Dies sei umso ärgerlicher, weil die Apotheker über die Rabattverträge rund 6 Milliarden Euro für die Krankenkassen einsammeln. Dafür bekämen die Apotheker nicht einmal eine Handlings-Gebühr, kritisierte der DAV- Vorsitzende. /

Mehr von Avoxa