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Hepatitis C

Ärzte klagen gegen Sovaldi-Patent

29.03.2017  09:37 Uhr

Von Anna Pannen / Die Organisationen Ärzte ohne Grenzen (ÄoG) und Ärzte der Welt (ÄdW) gehen erneut gegen ein Patent auf das Hepatitis-C-Medikament Sofosbuvir (Sovaldi® und andere) vor.

 

Schon im vergangenen Jahr hatte ÄdW beim Europäischen Patentamt (EPA) gegen ein Patent auf den Wirkstoff geklagt und Recht bekommen. Grund war ein formaler Fehler im Patentantrag. Hersteller Gilead hatte hier nicht die exakte Formel von Sofosbuvir aufgeführt, sondern eine breiter gefasste chemische Zusammensetzung. Das EPA hatte das Patent daraufhin eingeschränkt. Am häufig beklagten hohen Preis des Mittels hatte dies allerdings nichts geändert.

 

Nun geht Ärzte der Welt beim EPA gegen ein zweites Patent zu Sofosbuvir vor. Es schützt wichtige Basisverbindungen des Wirkstoffs. Auch diesmal bemängelt die Ärzteorganisation, dass die Definition zu weit gefasst ist. Auch sei die Herstellung im Patentantrag nicht ausführlich genug beschrieben und es fehle die für ein Patent notwenige Erfindungshöhe (inventive step). Neben ÄoG haben sich weitere zivilgesellschaftliche Organisationen aus 17 Ländern der Klage angeschlossen. Sie hoffen, dass eine erneute Patenteinschränkung den einzelnen Staaten bei ihren Preis-Verhandlungen mit Gilead hilft.

 

Laut dem ÄdW-Direktor Deutschland, François De Keersmaeker, wären überhöhte Preise für neue Medikamente vermeidbar. Die Klage im vergangenen Jahr habe deutlich gemacht, »dass ein Patent vergeben wurde, obwohl die Bedingungen des Patenterteilungsverfahrens nicht erfüllt waren«, so De Keersmaeker. Weltweit sind etwa 80 Millionen Menschen an Hepatitis C erkrankt, viele werden aus Kostengründen nicht behandelt. Eine zwölfwöchige Behandlung mit Sofosbuvir kostet in Europa bis zu 55 000 Euro. /

 

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