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Personalisierte Medizin in der Apotheke

20.03.2012  16:56 Uhr

Von Annette Mende, Berlin / Der Begriff personalisierte Medizin ist momentan schwer in Mode. Im gesundheitspoli­tischen Berlin kommt kaum eine Veranstaltung zur Zukunft der Versorgung ohne dieses Schlagwort aus. Höchste Zeit, dass die Apotheker darüber nachdenken, welche Rolle sie bei der Umsetzung von Konzepten einer individualisierten Pharmakotherapie spielen können. Diese Meinung vertrat Professor Dr. Theodor Dingermann von der Frankfurter Goethe-Uni bei einem Gespräch mit den Apothekerkammern des Bundes und der Länder sowie dem ZL-Vorstand in Berlin.

Geht es nach den Vorstellungen Dingermanns, sollen Apotheker bei der Vorhersage der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Arzneimitteln künftig ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Möglich soll dies sein auf Basis von Genom-Analysen. Damit ist es bereits heute möglich, genetische Polymorphismen zu bestimmen, die den Metabolismus bestimmter Arzneistoffe stark beeinflussen. Beispiele sind etwa Variationen in den Genen, die für verschiedene Enzyme der Cytochrom-P-450-Familie codieren.

 

Dingermanns Konzept sieht vor, dass Apotheker ihre Kunden dazu motivieren, sich vom Arzt eine entsprechende Genom-Analyse verordnen zu lassen. Anschließend soll es die Aufgabe des Apothekers sein, die Ergebnisse dieser Analyse – mithilfe einer geeigneten Software – in die Praxis zu übersetzen. Will heißen: Der Apotheker soll bei Verordnungen von Wirkstoffen, die aufgrund der genetischen Ausstattung des Patienten problematisch sind, Kontakt mit dem Arzt aufnehmen, ihn auf das Problem hinweisen und Lösungsvorschläge machen. »Das ist unsere ureigenste Aufgabe als Arzneimittelfachleute«, sagte Dingermann. Er zeigte sich überzeugt, dass dies ein gangbarer Weg hin zu einer Pharmakotherapie ist, bei der in Zukunft die individuellen Eigenschaften jedes Patienten stärker berücksichtigt werden. / 

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