Studenten der Uni Würzburg prüfen Arzneimittel aus Argentinien |
21.03.2011 15:42 Uhr |
Von Henning Hintzsche / Seit einigen Jahren besteht eine Kooperation zwischen Apotheker ohne Grenzen Deutschland und der Uni Würzburg. Stichproben von Arzneimitteln, die in einem Hilfsprojekt in Argentinien zum Einsatz kommen, werden von Würzburger Pharmaziestudenten auf Identität, Reinheit und Gehalt überprüft.
Seit mittlerweile mehr als zehn Jahren ist der Verein »Apotheker ohne Grenzen« aktiv und sorgt für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern. Vier Hauptpunkte stehen dabei im Vordergrund der Arbeit: Arzneimittelbezug, Aus- und Weiterbildung, Infrastruktur und Aufklärung. Es gibt zwei verschiedene Aktivitätsfelder, einerseits kurz- bis mittelfristige Notfalleinsätze bei Naturkatastrophen, andererseits langfristig angelegte Projekte. Letztere werden momentan in acht verschiedenen Ländern durchgeführt, eines davon ist Argentinien.
Studenten der Uni Würzburg prüfen Arzneimittel für ein argentinisches Gesundheitszentrum auf Identität, Reinheit und Gehalt.
Foto: Hintzsche
Koordiniert von Dr. Carina Vetye-Maler, wird dort unter anderem die Villa Zagala betreut. Dieses Gesundheitszentrum liegt in einem dicht besiedelten Gebiet im Großraum Buenos Aires. Sowohl Personal als auch Geräte und Arzneimittel werden hier dringend benötigt. Eine der zentralen Aufgaben von Apotheker ohne Grenzen ist daher die Belieferung mit Arzneimitteln. Diese werden an Ort und Stelle eingekauft und selbstverständlich nach Herstellung auf ihre pharmazeutischen Eigenschaften geprüft. Allerdings findet keine zusätzliche externe Prüfung statt, da die begrenzten Ressourcen möglichst vollständig für die Versorgung mit Arzneimitteln verwendet werden sollen.
Hier setzt die Zusammenarbeit mit der Uni Würzburg ein. Einerseits liegt dem Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie unter der Leitung von Professor Dr. Ulrike Holzgrabe das Thema Arzneimittelfälschungen und -verunreinigungen besonders am Herzen, andererseits sieht die Approbationsordnung für die höheren Semester nicht nur die reine Stoffanalyse, sondern auch die Arzneimittelanalyse vor. Bei dieser müssen neben einem oder mehreren Wirkstoffen auch die Hilfsstoffe immer mit berücksichtigt werden. Da liegt es nahe, reale Arzneimittel zu überprüfen. Wenn dabei gleichzeitig noch Gutes getan werden kann und ein Hilfsprojekt unterstützt wird – umso besser! Koordiniert wird diese Zusammenarbeit von Henning Hintzsche, Mitglied bei Apotheker ohne Grenzen und Würzburger Pharmazie-Alumnus. Vetye-Maler bringt ihm von ihren Aufenthalten in Argentinien jeweils eine kleine Menge der verwendeten Arzneimittel mit.
In einer Besprechung mit den Praktikumsbetreuern des Lehrstuhls für Pharmazeutische Chemie wird erörtert, welche Arzneimittel analysiert werden können und welche Untersuchungsmethoden dabei zum Einsatz kommen. Im Rahmen von Wahlpflichtpraktika prüfen dann Studenten die Arzneimittel auf Identität, Reinheit und Gehalt. Um die Verlässlichkeit der Ergebnisse sicherzustellen, werden bei festgestellten Abweichungen von der Arzneibuchqualität oder anderen Auffälligkeiten die Analysen von wissenschaftlichen Mitarbeitern wiederholt. Abschließend wird ein Protokoll erstellt, das ausführlich die Durchführung und die Ergebnisse der Untersuchungen beschreibt. Diese Informationen gehen im Anschluss an Apotheker ohne Grenzen zurück.
Das Projekt ist eine klassische Win-win-Situation: Die Studenten können im Praktikum mit Analysen »aus dem richtigen Leben« arbeiten und untersuchen nicht ausschließlich Laborsubstanzen. Das argentinische Hilfsprojekt erhält eine zusätzliche externe Arzneimittelkontrolle, die die Sicherheit der verwendeten Arzneimittel bestätigt. /