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Darmbakterien helfen bei Virusabwehr

22.03.2011  12:49 Uhr

PZ / Bakterien der Darmmikrobiota helfen nicht nur bei der Verdauung, sondern auch bei der Abwehr von Virusinfektionen. Mäuse, die das Breitband-Antibiotikum Neomycin erhalten hatten, waren deutlich anfälliger für Grippeinfektionen als Kontrolltiere.

Dies berichten Wissenschaftler um Akiko Iwasaki von der Yale-Universität in New Haven im Fachjournal »PNAS« (doi: 10.1073/pnas.1019378108). Ihren Untersuchungen zufolge lösen Neomycin-sensitive Bakterien einen Mechanismus aus, der zur Bildung von T-Zellen und Antikörpern gegen Grippeviren in der Lunge führt.

Die Bakterien aktivieren das sogenannte Inflammasom, ein cytosolischer Proteinkomplex, der wiederum über eine Reihe von Reaktionen das Enzym Caspase-1 aktiviert. Dieses spaltet Interleukin-1-beta zu seiner aktiven Form, das die dendritischen Zellen stimuliert, in die Lymphknoten der Zellen zu wandern und dort eine effektive Virusabwehr zu initiieren. Diese Studie zeigt, dass Darmbakterien nicht nur das Darmimmunsystem beeinflussen, sondern auch die Immunzellen anderer Organe. Welcher Keim für diesen Effekt verantwortlich ist, konnten die Forscher noch nicht klären. Das Team vermutet, dass es sich um eine Lactobazillus-Art im Darm handeln könne. Unklar sei auch, ob die Bakterien diesen Prozess absichtlich starten, um ihren Wirt zu schützen, oder ob es sich um ein Zufallsprodukt handelt. Auf jeden Fall sei es sinnvoll, Antibiotika möglichst sparsam einzusetzen, so die Autoren, vor allem in der Grippesaison. /

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