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Japan

Angst vor verstrahlten Lebensmitteln

22.03.2011  12:49 Uhr

dpa  / In Japan häufen sich Meldungen über radioaktiv belastetes Essen und verstrahltes Trinkwasser. In mehreren Regionen müssen Milch und Gemüse vernichtet werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt sich erstmals alarmiert.

In den japanischen Krisengebieten steigt nach den Havarien im Atomkraftwerk Fukushima die Strahlenbelastung in Lebensmitteln und Trinkwasser. Für vier Präfekturen verhängte die Regierung ein Lieferverbot für Milch und mehrere Gemüsesorten. Die WHO ist über die Belastung von Lebensmitteln »stark besorgt«, wie ein Sprecher in Genf sagte. Das komplette Dorf Iitate in der Fukushima-Region ist jetzt ohne genießbares Trinkwasser. Messungen in der rund 30 Kilometer vom AKW Fukushima entfernten Gegend ergaben einen deutlich erhöhten Wert von 965 Becquerel Iod pro Liter Leitungswasser, wie Kyodo unter Berufung auf das Gesundheitsministerium berichtete. Der Grenzwert liegt bei 300 Becquerel. Spuren von radioaktivem Iod wurden laut Kyodo mittlerweile in dem Trinkwasser von neun Präfekturen gemessen, darunter Tokio. Caesium wurde in zweien von ihnen festgestellt. Allerdings seien die Grenzwerte der Kommission für atomare Sicherheit bei allen diesen Proben unterschritten worden, hieß es.

Die WHO, die sich jetzt »stark besorgt« zeigt, hatte die Strahlensituation noch in der vergangenen Woche als nicht besorgniserregend eingestuft. Man werde sich der Lage mehr und mehr bewusst, sagte der Sprecher auf dpa-Anfrage. »Die Dinge haben sich ganz sicher seit der vergangenen Woche bewegt.« Wie ernst die Lage sei, müsse weiter untersucht werden. Erhöhte Radioaktivität gibt es in Japan unter anderem bei Blattgemüse wie Spinat. Bei Hitachi – rund 100 Kilometer südlich des AKW – wies Spinat einen Iod-131-Wert von 54 000 Becquerel und einen Caesium-Wert von 1931 Becquerel je Kilo auf. Die Grenzwerte liegen in Japan bei 2000 Becquerel für Iod und bei 500 Becquerel für Caesium. Auch bei Milch wurde eine überhöhte Strahlenbelastung festgestellt.

 

Als Reaktion auf die Meldungen sollen  Lebensmittel aus Japan auch in der Europäischen Union auf mögliche Radioaktivität untersucht werden. Deutschland habe die Kontrollen bereits verstärkt, sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) in Brüssel. Geprüft wird zunächst dort, wo die Importware zuerst ankommt, in einem Seehafen oder auf einem Flughafen. Insbesondere per Flugzeug gelieferte Frischprodukte würden genau angeschaut. Zudem gebe es wegen der Katastrophe derzeit kaum Einfuhren aus Japan. »Alle Handelswege sind praktisch zusammengebrochen«, sagte die Ministerin. /

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