Ein weites Feld |
14.03.2018 09:47 Uhr |
Cannabis gibt es nun seit einem Jahr regulär auf Rezept, das heißt ohne Ausnahmegenehmigung für Patient und Apotheke. Zwar legen die Abgabezahlen aus den Apotheken nahe, dass nun deutlich mehr als die zuvor rund 1000 Patienten mit Ausnahmegenehmigung mit Cannabis versorgt werden. Zufrieden ist allerdings noch niemand.
Die Apotheken wissen mittlerweile, wie sie mit Blüten und Extrakten umgehen müssen und wie sie Rezepte taxieren sollen. Den hohen Aufwand dankt ihnen aber kaum einer. Weder die Krankenkassen mit einer entsprechenden Honorierung, noch diejenigen Patienten, die nur wenig übrig haben für pharmatechnologische Raffinessen. Insbesondere als Selbstzahler würden sie ihre Blüten am liebsten in der ungeöffneten und damit ungeprüften Dose bekommen, zu reinen Importpreisen versteht sich.
Womit wir bei den Lieferproblemen wären, die wohlgemerkt nur für die Blüten, nicht aber für die Rezepturausgangsstoffe und Fertigarzneimittel bestehen. Damit gibt es laut Aussage von DAC/NRF keinen Versorgungsengpass. Kurioserweise sind die wissenschaftlich betrachtet besseren, weil zuverlässigeren Alternativen verfügbar, nur interessiert das offensichtlich viele Patienten nicht. Unklar bleibt weiterhin, wann und wie viel Cannabis aus deutschem Anbau erhältlich sein wird. Ursprünglich war die erste Ernte für 2019 geplant. Ob es dabei bleibt, ist fraglich, da das Ausschreibungsverfahren noch nicht einmal abgeschlossen ist, wie das BfArM der PZ auf Nachfrage mitteilte.
Auch für die Ärzte ist die Situation weiter unbefriedigend. Derzeit sind rund 30 Cannabisblüten-Sorten mit unterschiedlichem Cannabinoid-Profil theoretisch importierbar. Leitlinien zur Dosierung für verschiedene Krankheitsbilder und Altersgruppen fehlen aber weiterhin. Auch in puncto Evidenz hat sich wenig getan. Die Begleiterhebung läuft zwar, aber wann daraus erste Ergebnisse präsentiert werden, ist ebenfalls noch unklar. Wie brauchbar die Daten sein werden, ist fraglich.
Die Schmerzmediziner haben die Sache nun selbst in die Hand genommen und ihre eigenen Daten aus Patientenregistern ausgewertet. Diese deuten darauf hin, dass eine Cannabis-Therapie, bevorzugt mit Fertigarzneimitteln, Patienten mit sehr starken Schmerzen helfen kann. Eine entsprechende Leitlinie ist in Arbeit. Auch wenn wir damit von einem evidenzbasierten Einsatz immer noch weit entfernt sind, ist damit zumindest ein praktikabler Anfang gemacht. Bleibt zu hoffen, dass andere Fachrichtungen folgen und dabei die Arzneiform und Dosierung berücksichtigen – für ein möglichst befriedigendes Ergebnis für alle Beteiligten.
Daniela Hüttemann
Redakteurin Pharmazie