Das Finanzpolster wächst weiter |
12.03.2014 10:06 Uhr |
Von Stephanie Schersch / Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) konnte ihre Reserven auch im Jahr 2013 wieder kräftig aufstocken. Trotzdem warnen die Kassen vor finanziellen Problemen bereits im kommenden Jahr.
Allein die Krankenkassen verbuchten 2013 ein Plus von 1,2 Milliarden Euro, wie aus vorläufigen Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) hervorgeht. Der Gesundheitsfonds hat das Jahr mit einem Überschuss von 510 Millionen Euro abgeschlossen. Das Finanzpolster der GKV wächst somit auf stolze 30,3 Milliarden Euro. 16,7 Milliarden davon entfallen auf die Krankenkassen, 13,6 Milliarden Euro hat der Gesundheitsfonds auf der hohen Kante.
Vor allem für Behandlungen beim Arzt gaben die Kassen 2013 mehr Geld aus als im Jahr davor. Trotzdem konnten die meisten von ihnen erneut Überschüsse erzielen.
Foto: Fotolia/Sven Bähren
»Damit steht die Gesetzliche Krankenversicherung auf einem sehr soliden Fundament«, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Kassen und Fonds hätten Überschüsse verbucht – trotz Wegfalls der Praxisgebühr und zusätzlicher Ausgaben für Krankenhäuser und die Notdienstpauschale. Darüber hinaus gab es nur einen gekürzten Zuschuss aus Steuermitteln. Gröhe sieht in dem Ergebnis eine gute Ausgangslage für die Reform der GKV-Finanzierung, die Union und SPD Anfang 2015 auf den Weg bringen wollen.
Reiche Ortskrankenkassen
Wie immer verteilen sich die Überschüsse sehr unterschiedlich auf die einzelnen Kassenarten. Am besten stehen die Allgemeinen Ortskrankenkassen mit einem Plus von 977 Millionen Euro da, bei den Betriebskrankenkassen gab es Überschüsse in Höhe von 193 Millionen Euro. Die Innungskrankenkassen haben das Jahr 2013 mit einem Plus von 63 Millionen abgeschlossen, gefolgt von der Knappschaft-Bahn-See mit 28 Millionen Euro.
Die Ersatzkassen verbuchten hingegen ein Defizit von 52 Millionen Euro. Einige Krankenkassen schütteten einen Teil der Überschüsse in Form von Prämien an ihre Versicherten aus. Insgesamt 611 Millionen Euro wurden auf diese Weise gezahlt. Das war mehr als zehn Mal so viel wie 2012.
Pro Versicherten gaben die Kassen im vergangenen Jahr 4,9 Prozent mehr aus. Die Arzneimittelausgaben stiegen um 2,4 Prozent. Durch Rabattvereinbarungen mit den Herstellern konnten die Kassen auf der anderen Seite 2,8 Milliarden Euro sparen – ein Plus von 36 Prozent im Vergleich zu 2012. Neben den klassischen Rabattverträgen trugen dazu auch die Erstattungsbeträge bei, die Kassen und Hersteller im Anschluss an eine Nutzenbewertung für neue Arzneimittel verhandeln.
Mit 10,6 Prozent sind die Ausgaben für ambulante Behandlungen beim Arzt deutlich gestiegen. Dieser Zuwachs ist unter anderem auf den Wegfall der Praxisgebühr zurückzuführen, der für die Kassen Mehrkosten von knapp 2 Milliarden Euro im Jahr mit sich bringt. Für Behandlungen im Krankenhaus zahlten die Kassen pro Versicherten 3,7 Prozent mehr, die Verwaltungskosten schlugen mit einem Plus von 2,6 Prozent zu Buche. Nachholbedarf gibt es laut BMG im Bereich Prävention. Hier gaben die Krankenkassen 2013 rund 260 Millionen Euro aus. Das sind zwar 8,2 Prozent mehr als im Jahr davor, entspricht aber gerade einmal 0,1 Prozent des gesamten Ausgabenvolumens.
Keine Zusatzbeiträge
Auch für das laufende Jahr rechnet das Gesundheitsministerium mit einer positiven Entwicklung. Die Kassen könnten weiterhin ohne Zusatzbeiträge auskommen, hieß es. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat mit Blick auf die Reserven derweil angekündigt, den Steuerzuschuss zum Gesundheitsfonds im kommenden Jahr erneut zu kürzen (lesen Sie dazu auch Seite 6).
Die Krankenkassen warnten hingegen vor einer drohenden Finanzierungslücke. »Die aktuelle Finanzsituation darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben spätestens 2015 wieder aufgeht«, so die Chefin des GKV-Spitzenverbands Doris Pfeiffer. Auch AOK-Bundesvorstand Jürgen Graalmann sagte, die Phase hoher Kassenüberschüsse gehe Experten zufolge ihrem Ende entgegen. Würden nun auch noch Zuschüsse gekürzt, sei die »finanzielle Katerstimmung« programmiert. /