Pharmazeutische Zeitung online
Auslandssemester

Studieren, wo andere Urlaub machen

08.03.2016  13:21 Uhr

Von Arniko Russ, Msida / Viele Studenten träumen davon, ein Semester im Ausland zu verbringen. Möglich ist das auf der Insel Malta, die neben Sonne, Strand und Meer auch pharmazeutisch einiges zu bieten hat. Ein Erlebnisbericht.

Da Malta mit knapp 450 000 Einwohnern ungefähr so groß ist wie Duisburg, ist die University of Malta mit rund 11 000 Studenten die einzige ihrer Art auf der Insel. Ich arbeitete zwischen September 2015 und Januar 2016 im Fachbereich Klinische Pharmazie und wurde vom gesamten Department freundlich, offen und interessiert empfangen.

 

Personalisierte Medizin

 

Nach einer intensiven Literaturrecherche entwickelte ich einen Fragebogen, mithilfe dessen ich die Position von Patienten und der Öffentlichkeit zu pharmakogenetischen Tests und personalisierter Medizin einschätzen sollte. Im Fokus stand, ob die Patienten bereit wären, überhaupt an pharmakogenetischen Tests teilzunehmen und an welche Bedingungen sie dies knüpften. Die Kenntnisse, die ich nach dem wissenschaftlichen Arbeiten auf Englisch mitnehme, werden mir in ­Zukunft mit Sicherheit nutzen. Die ­Kooperation der Klinischen Pharmazie mit dem Universitätsklinikum Mater Dei ist sehr eng und interessant. Das weckte in mir die Idee, einen Teil meines praktischen Jahrs ebenfalls auf Malta zu absolvieren.

 

Vor einem Auslandsaufenthalt auf Malta sollten Interessierte sich Gedanken machen, ob sie das Wohnheim der Universität in Lija oder eine privat gemietete Wohnung oder Wohn­gemeinschaft vorziehen. Beides hat Vor- und Nachteile. Im Wohnheim begegnen sich viele Studenten aus aller Welt. Sie verstehen sich als Gemeinschaft, in der Zusammenhalt und ­gegenseitige Hilfe sehr wichtig sind. Die Organisation von Ausflügen ist ­daher unkompliziert. Immer finden Gleichgesinnte zusammen und ­bestellen gemeinsam günstige Minibusse. Außerdem gibt es einen Swimmingpool und viele Sportmöglichkeiten. Die Zimmer sind jedoch spartanisch eingerichtet. Kostengünstiger leben Studenten sicher in privat ­gemieteten Wohnungen. Allerdings haben viele Wohnungen auf Malta keine Heizung. Für ein Auslands­semester im Winter ist zu ­bedenken, dass die Temperatur von Dezember bis Februar nachts nur etwa 10 Grad Celsius beträgt. Die Zimmer im Wohnheim sind dagegen mit Heizungen ausgestattet.

 

Das Nachtleben Maltas spielt sich in St. Giljan im Ortsteil Paceville ab. Dort reihen sich Bars, Kneipen, Clubs und Diskotheken aneinander. Die Erasmus-Organisationen veranstalten jeden Dienstag, Donnerstag und Freitag ­Partys, bei denen der Transport, der Eintritt und die ersten Drinks umsonst sind. Das Nationalgetränk der Malteser ist Kinnie, eine bittersüße Kräuterlimonade. Generell sind die Lebens­haltungskosten auf Malta im Vergleich zu Deutschland etwa gleich hoch, wenn nicht sogar etwas höher. Insbesondere Lebensmittel, die aufgrund der Insellage importiert werden müssen, sind deutlich teurer.

 

Gut zu wissen ist, dass das International Office der University of Malta zu Beginn des Semesters kostenlose Vodafone-SIM-Karten verteilt, damit Studierende das mobile Internet nutzen können. Das ist auch deshalb praktisch, weil für diverse Registrierungen eine maltesische Mobilfunknummer nötig ist.

 

Gelassene Landsleute

 

In dem Semester, das ich auf Malta verbracht habe, habe ich mich in das Land, das Klima, die Leute und ihre Mentalität verliebt. 

Besonders beeindruckt hat mich die gelassene und entspannte Lebensweise der Menschen, die im totalen Gegensatz zur deutschen Genauigkeit, Pünktlichkeit und Hektik steht. Ich bin überglücklich, diesen Schritt während meines Studiums gemacht zu haben und wäre gern das komplette Jahr dort geblieben. Es war eine unglaubliche Erfahrung, viele andere Studenten aus aller Welt kennenzulernen und mit ihnen im Wohnheim zu leben.

 

Die Zeit im Ausland hat mir geholfen, selbstständiger und erwachsener zu werden. Mir hat es so gut gefallen, dass ich mir vorstellen kann, noch einmal für längere Zeit auf Malta zu ­leben, sei es im praktischen Jahr oder später bei einer Promotion. Ich kann nur empfehlen, ein Auslandssemester zu machen. Es war eine prägende Zeit für mich, weil ich Dinge – auch über mich selbst – gelernt habe, die ich so in Deutschland nie erfahren hätte. /

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