Kinderimpfstoffe unter Verdacht |
08.03.2011 14:56 Uhr |
Von Daniela Biermann / Die japanischen Behörden haben vorsorglich das Ruhen der Zulassung von zwei Impfstoffen für Kleinkinder angeordnet. In zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung waren vier Kleinkinder gestorben. Trotzdem besteht derzeit kein Grund zur Beunruhigung.
Nach vorläufigen Erkenntnissen waren drei der vier Kinder schwer krank, sodass nicht unbedingt ein kausaler Zusammenhang besteht. Bei den Vakzinen handelt es sich um den auch hierzulande erhältlichen Pneumokokken-Impfstoff Prevenar® von Pfizer sowie die in Deutschland nicht zugelassenene Vakzine ActHIB® von Sanofi-Aventis, der vor Hämophilus-influenzae-Bakterien schützt. Die Todesfälle traten Anfang März auf, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Die Kinder starben innerhalb von ein bis drei Tagen nach der Impfung mit einer der beiden Vakzinen bei gleichzeitiger Verabreichung einer Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Polio.
Foto:Fotolia/Naumov
Nach ersten Informationen des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts besteht derzeit kein Anlass zur Besorgnis. Prevenar® sei seit rund zwei Jahren in Japan auf dem Markt und 1,5 Millionen Mal verimpft worden. Rein statistisch lägen die vier Todesfälle daher im Rahmen der normalen Sterberate. Zwei der Kinder seien schwer herz- und lungenkrank gewesen; ein Kind litt unter einem schweren akuten Infekt. Beim vierten Kind deute einiges auf den plötzlichen Kindstod hin. Die japanischen Behörden wollen nun aufklären, ob ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung besteht.
Sechserkombi ohne Risikoerhöhung
Fast zeitgleich hat das Robert-Koch-Institut eine Studie zum Zusammenhang der üblichen Sechsfachimpfung mit plötzlichem Kindstod veröffentlicht. In der TOKEN-Studie kommen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass eine Sechsfachimpfung nicht das Risiko für den plötzlichen Kindstod erhöht. Sie untersuchten 254 plötzliche und unerwartete Todesfälle bei Kindern zwischen dem 2. und 24. Lebensmonat, die zuvor die Sechsfachimpfung erhalten hatten. Die Todesfälle traten zwischen Juli 2005 und Juli 2008 auf.
Die Auswertungen zeigen, dass das Risiko für einen plötzlichen Tod innerhalb einer Woche nach der Immunisierung nicht erhöht war. Rechtmedizinisch ließ sich zudem kein gemeinsamer Pathomechanismus bei den gestorbenen Kindern feststellen. Dagegen gab es in allen Fällen anerkannte Risikofaktoren für einen plötzlichen Kindstod, zum Beispiel Schlafen in Bauchlage, mütterliches Rauchen oder Überwärmung durch Heizung, Kleidung oder Bettzeug. Diese Risikofaktoren sollten daher im gesamten ersten Lebensjahr unbedingt vermieden werden, rät das RKI. /