Bionorica wächst gegen den Trend |
09.03.2010 16:51 Uhr |
Von Daniel Rücker, Düsseldorf / Das Jahr 2009 verlief für die Hersteller pflanzlicher Arzneimittel nicht gut. Es gibt aber Ausnahmen. Branchenprimus Bionorica legte im schrumpfenden Markt deutlich zu.
Bionorica-Chef Professor Dr. Michael Popp war sichtlich zufrieden. Die Jahresbilanz seines Unternehmens für 2009 weist bemerkenswerte Zahlen auf. Weltweit setzte Bionorica im abgelaufenen Jahr Phytopharmaka für 140 Millionen Euro ab. Das war ein Anstieg im Vergleich zu 2008 um 7,7 Prozent.
Davon entfielen immerhin 62,2 Millionen Euro auf das Deutschlandgeschäft, das damit um sieben Prozent wuchs. »Trotz der seit zwei Jahren anhaltenden Wirtschaftskrise wachsen wir beständig«, bilanzierte Popp bei der Präsentation der Zahlen in Düsseldorf.
Besonders stolz war er auf das Ergebnis, weil der Phytopharmaka-Markt in den deutschen Apotheken 2009 um 2,8 Prozent schrumpfte. Daran dürfte allerdings auch die partielle Unterstellung von Johanniskraut unter die Verschreibungspflicht einen Anteil haben. Mit einem Marktanteil von nunmehr zehn Prozent sei Bionorica heute die Nummer eins im Phytomarkt, sagte Popp. Das mit Abstand wichtigste Medikament des Unternehmens bleibt Sinupret. Mit einem Umsatz von 51,8 Milliarden Euro war es nach Unternehmensangaben das umsatzstärkste Selbstmedikationsarzneimittel im deutschen Erkältungsmarkt.
Verkauf in 49 Länder
Auch mit dem internationalen Geschäft ist Popp zufrieden. Das Unternehmen verkauft weltweit in 49 Ländern pflanzliche Arzneimittel. Gegenüber 2008 konnte der Netto-Umsatz um 3,6 Prozent gesteigert werden. Negativ wirkte sich hierbei die Entwicklung in den von der Wirtschaftskrise besonders stark betroffenen Märkten, Ukraine und Russland aus. Ein deutliches Plus gab es bei der Mitarbeiterzahl. Sie stieg um 5,1 Prozent auf 914, wobei der Zuwachs in Deutschland mit 5,5 Prozent auf 460 größer war als in den Auslandsmärkten. Firmen-Chef Popp ist kein Freund des Versandhandels, das machte er in Düsseldorf deutlich. Die Beratung in der Apotheke sei bei Phytopharmaka wichtig. Zudem sei im Versandhandel das Risiko groß, ein gefälschtes Arzneimittel zu erwerben. Aus diesem Grund, so Popp, sei Bionorica auch nicht dazu bereit, Versendern höhere Einkaufsrabatte zu gewähren als den Inhabern von Präsenzapotheken.
Als Schutz vor Fälschungen will das Unternehmen zudem seine Packungen mit einem fälschungssicheren Zeichen, ähnlich dem Sicherheitsmerkmal auf Euro-Scheinen, versehen. Das von Popp als Qualitätssiegel bezeichnete Merkmal soll nicht nur ein Fälschungsschutz sein, sondern auch ein Marketinginstrument. Denn es soll auch dann auf den Bionorica-Packungen bleiben, wenn sich die Branchen auf allgemeine Sicherheitsmerkmale einigen sollte.
Ein überarbeitetes Konzept kündigte Popp für die von Bionorica entwickelte Phytothek an. Das Shop-in-Shop-Programm für pflanzliche Arzneimittel hat sich in den Apotheken nicht durchgesetzt. Deutschlandweit gibt es rund zehn Phytotheken. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen noch die Marke von 2000 als Perspektive genannt. Jetzt will Bionorica weitere Phytohersteller ins Boot holen und so für eine größere Akzeptanz sorgen. /