Neuer Wirkstoff bei Schilddrüsenkrebs |
28.02.2012 16:03 Uhr |
Von Conny Becker, Berlin / Mitte Februar ist der Tyrosinkinasehemmer Vandetanib zur Therapie des nicht resektablen, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten medullären Schilddrüsenkarzinoms zugelassen worden. Es ist die erste systemische medikamentöse Therapie in dieser Indikation.
Medulläre Schilddrüsenkarzinome (MTC) machen etwa 5 bis 10 Prozent aller Schilddrüsentumoren aus und zählen mit einer geschätzten Inzidenz von rund 1000 pro Jahr in Europa zu den seltenen Erkrankungen. MTC entstehen aus den Calcitonin produzierenden Zellen (C-Zellen), weswegen das Hormon hier auch als Tumormarker dient (Calcitonin-Screeing). Charakteristisch für diese Krebsart ist eine Mutation im RET-Protoonkogen, das für die Rezeptor-Tyrosinkinase RET kodiert.
Foto: Fotolia/Sebastian Kaulitzki
»Vandetanib erzielt seine Antitumorwirkung über zwei Wege«, berichtete Dr. Michael Kreißl aus Würzburg auf einer von AstraZeneca ausgerichteten Pressekonferenz in Berlin. Der oral verfügbare Tyrosinkinasehemmer zeigt nämlich neben der Blockade von RET auch eine Aktivität gegenüber dem epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor EGFR sowie gegenüber dem vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-Rezeptor VGEFR insbesondere vom Typ 2, womit neben der Zellproliferation auch die Tumorangiogenese gehemmt wird. So können auch Patienten mit einem unbekannten oder negativem RET-Mutationsstatus mit Vandetanib behandelt werden, wenngleich sie weniger von der Therapie profitieren.
In der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie erhielten 331 Patienten 2:1 randomisiert entweder täglich 300 mg Vandetanib oder Placebo. Bei Progression wurde Patienten aus der Kontrollgruppe das Verum in einem Opel-Label-Zweig angeboten. Der Tyrosinkinasehemmer verlängerte signifikant das progressionsfreie Überleben (rund 30 Monate versus 19,3 unter Placebo). Auch hinsichtlich der Ansprechrate, der Krankheitskontrollrate sowie dem biochemischen Ansprechen war Vandetanib statistisch signifikant überlegen.
Auf Herz achten
Das Nebenwirkungsprofil ähnelt dem anderer Inhibitoren der VEGFR- und EGFR-Signalkaskade, insbesondere können Hautreaktionen, Diarrhö und Bluthochdruck auftreten. Allerdings verlängert Vandetanib konzentrationsabhängig zum Teil erheblich die QTc-Zeit und kann Torsades de pointes sowie ventrikuläre Tachykardien hervorrufen, weshalb regelmäßige EKG-Kontrollen angezeigt sind. Ein eigener Patienten-Risiko-Management-Plan sieht zusätzliche Informationen für verschreibende Ärzte sowie einen Patientenpass vor. Nach Angaben des Herstellers ist die Markteinführung unter dem Namen Caprelsa® für Mitte März geplant. /