Awinta wertet Fusion als Erfolg |
02.03.2010 16:11 Uhr |
Von Hartmut Morck / Zur Expopharm 2009 überraschten die VSA Apothekensysteme GmbH und die ProMedisoft AG die Fachwelt mit der Fusion ihrer beiden IT-Unternehmen, die als Awinta GmbH in den Markt startete. Ein halbes Jahr später befragte die Pharmazeutische Zeitung die Unternehmensvertreter Karl-August Beck (VSA) und Peter Simon (ProMedisoft), warum die Fusion eingegangen wurde und wie sie läuft.
PZ: In der Pharmabranche sind Fusionen nichts Ungewöhnliches. Das gilt natürlich auch für EDV-Anbieter. Trotzdem überraschte Ihre Fusion die Fachwelt, weil beide Unternehmen bisher sehr unterschiedliche Konzepte verfolgten. Können Sie unseren Lesern die Motivation schildern, die Sie zu diesem Schritt bewegt hat?
Beck: Die größte Rolle spielte die Bündelung der Kräfte, um den immer schwieriger werdenden Marktbedingungen und Anforderungen gerecht zu werden. Es war daher für beide Unternehmen ein logischer Schritt, sich als innovative und starke Partner gemeinsam den Herausforderungen zu stellen. Durch die Fusion kann sich die neu entstandene Awinta GmbH deutlich breiter aufstellen, um so ihren Markteinfluss stärker geltend zu machen.
Die Anbieter VSA und ProMedisoft führen ihre Systeme und Module zusammen.
Foto: Awinta GmbH
Mit mehr als 6000 Kunden ist die neue Gesellschaft der größte Anbieter von EDV- beziehungsweise Warenwirtschaftslösungen im Apothekenmarkt, was auch im Hinblick auf das Elektronische Rezept und die damit veränderten Datenströme wichtig für den Berufsstand sein wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Kopplung von innovativen Softwaremodulen von ProMedisoft mit der VSA-Entwicklung Jump und die Verdoppelung der IT-Kapazitäten beider Unternehmen zugunsten der Apotheken.
Simon: Für mich als Vertreter der Apomed, einer Vereinigung von rund 100 Kollegen, die an der ProMedisoft mit knapp 29 Prozent beteiligt ist, war die Grundvoraussetzung einer Fusion: nur mit einem Unternehmen, das Apothekern gehört, damit die inhabergeführte Individualapotheke durch dieses neue Unternehmen gestärkt wird. Einer anderen Fusion hätten wir nicht zugestimmt. Motivation für die Fusion war auch, dass Jump ein Programm ist, das für die Zukunft geeignet ist und gut zu den Erfahrungen der ProMedisoft bei der Entwicklung neuer Apothekensoftware passt.
PZ: Warum hat die VSA, bei der schon drei Softwarehäuser eingebunden wurden, nun noch mit einem vierten Anbieter fusioniert?
Beck: In der Tat hat die VSA mit Stahl, CSE und Wabe bereits drei Häuser zusammengeführt. Mit anderen Worten, wir waren nicht unbedingt auf der Suche nach einem neuen Partner. Trotzdem haben wir fusioniert, weil die VSA mit Jump ein zukunftssicherndes System entwickelt und ProMedisoft ebenfalls neue Module aufgebaut hat, die gut zu unserem System passten. Es war deshalb nur logisch, dass man sich für die Weiterentwicklung und deren Vermarktung zusammengeschlossen hat.
Wie Herr Simon schon sagte, die Tatsache, dass Apotheker in dem Unternehmen mitbestimmen und mitgestalten, garantiert eine Lösung, die für die zukünftige Apothekenpraxis auch geeignet ist. Wir sind davon überzeugt, dass wir Lösungen anbieten können, die heute keiner unserer Wettbewerber anbieten kann.
PZ: Wo liegt der Nutzen der Fusion für Ihre Kunden?
Beck: Natürlich in einem deutlichen Mehr an Service. So ist zum Beispiel durch den Zusammenschluss flächendeckend das größte bundesweite Servicenetz mit sehr vielen Hotlinemitarbeitern und bundesweit verfügbaren Servicekräften entstanden. Davon werden die Kunden auf Dauer profitieren. Außerdem steht mit der Software Jump eine plattformunabhängige, mehrsprachige, javabasierte Apothekenlösung zur Verfügung, die zusammen mit den innovativen ebenfalls javabasierten Prokas-Lösungen europaweit Standards setzen wird.
Peter Simon, ProMedisoft
Simon: Wichtig ist auch, dass die Kunden der Bestandssysteme Planungssicherheit haben. Deshalb hat das neue Gemeinschaftsunternehmen Awinta eine Investitionsgarantie gegeben, die sicherstellt, dass bis mindestens 2020 die bestehenden Produktlinien weiterentwickelt werden. Für mich persönlich ist es ungemein wichtig, dass Apothekensoftware die Apotheken auch pharmazeutisch unterstützt. Denn darin liegt die Zukunft der inhabergeführten Individualapotheke. Um das leisten zu können, brauchen wir große Softwareanbieter. Gerade bei diesen Angeboten werden sich in der Zukunft die Geister scheiden. Nur hochintelligente Software, die auch den Bedürfnissen zum Beispiel von Zytostatika herstellenden oder Krankenhaus versorgenden Apotheken Rechnung trägt, wird das Rennen machen.
PZ: Welches Ziel wollen Sie primär anstreben?
Simon: Das primäre Ziel ist die Weiterentwicklung von Jump zusammen mit den innovativen Filialmodulen von Prokas. Seit Monaten wird Jump bereits erfolgreich in Apotheken eingesetzt. Jetzt soll gemeinsam angestrebt werden, die Marktdurchdringung spürbar auszuweiten. Wir sind davon überzeugt, dass das gelingen wird.
PZ: Herr Beck, hinter der Awinta steht die VSA als Apothekenrechenzentrum. Da stellt sich die Frage nach Synergien. Gibt es dafür konkrete Beispiele, an denen sich der Nutzen einer solchen Fusion für die Apotheken festmachen lässt?
Karl-August Beck, VSA. Fotos: PZ/Münger
Beck: Aber sicher! Wir haben schon vor Jahren die Chancen erkannt, die sich aus einer Verbindung von Rezeptabrechnung und Warenwirtschaft ergeben. Genau das war seinerzeit der entscheidende Grund für den Einstieg der VSA in den Sektor Apothekensysteme. Eines der ersten Beispiele für den so erzielten Kundennutzen war die Entwicklung der Schnittstelle FIVERX.LINK, die mittlerweile von allen führenden Softwarehäusern unterstützt wird und zu einem Standard in der Datenübertragung geworden ist. Basierend auf FIVERX.LINK haben wir die Rezeptvorprüfung entwickelt. Die Rezeptdaten werden direkt aus der Warenwirtschaft ins Rechenzentrum gesendet und dort auf Richtigkeit geprüft. Fehler können so in der Apotheke noch vor der Rezepteinlieferung behoben und Retaxationen vermieden werden. Ganz aktuell haben wir eine Online-Anwendung zur Übertragung der Zusatzdaten im Rahmen der AMG-Novelle geschaffen. Auch diese setzt auf FIVERX.LINK auf. Awinta ist hier durch die Zusammenarbeit mit der VSA gut aufgestellt. Mittlerweile gelangen monatlich rund 30 000 Datensätze über diese Schnittstelle in die VSA. Unsere Kunden bescheinigen uns, dass die Übermittlung der AMG-Daten, bei der es andernorts teilweise immense Probleme gibt, optimal zwischen VSA und Awinta gelöst wurde. Die langjährige Erfahrung in der Verbindung Abrechnung/Apotheken-System trägt jetzt Früchte. Wir haben also die Synergien, von denen andere nur reden.
PZ: Wie schätzen Sie die Zukunft der Software-Hersteller ein?
Beck: Durch steigende Anforderungen sowie immer neue gesetzliche Vorgaben werden die Warenwirtschaftssysteme immer komplexer und umfangreicher. Deshalb wird es im Markt weitere Konzentrationen geben mit der Folge, dass kleine Wettbewerber vom Markt verschwinden.
Simon: Von entscheidender Bedeutung wird sein, dass Softwarehersteller sich breit aufstellen und innovative Produkte anbieten, die in der täglichen Praxis der Apotheke insbesondere bei den pharmazeutischen Herausforderungen Hilfen anbieten. Die Fusion und die neue Firma Awinta war die Antwort auf diese Herausforderungen. /
Awinta präsentierte ihr Angebot im Februar beim Pharmacon Davos. Auch auf der Interpharm vom 12. bis 14. März können sich Apothekerinnen und Apotheker am Awinta-Stand persönlich über die Produkte informieren (Stand-Nummer C9, Saal »Areal«, Congress Center Frankfurt). Weitere Informationen unter www.awinta.de.