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Dicke Bretter

21.02.2018  11:16 Uhr

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) hat in diesen ­Tagen sein Konzept für ein nationales Gesundheitsportal vorgestellt ­(lesen Sie dazu Nationales Gesundheitsportal: IQWiG präsentiert erstes Konzept). Das Portal soll den Menschen in Deutschland ­einen einfachen Zugang zu verläss­lichen, verständlichen und von Experten bewerteten Gesundheitsinformationen bieten. Das ist ein hoher Anspruch. Den müssen die Initiatoren auch ­haben. Gesundheit ist ein hohes Gut. Wer für sich in Anspruch nimmt, evidenzbasierte, umfassende und für medizinische Laien dennoch verständ­liche Gesundheitsinformationen anzubieten, der muss qualifizierte Mitstreiter haben.

 

Es ist gut, dass Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) das Projekt im vergangenen Jahr angeschoben hat. Gesundheit ist ein großer Markt, es geht um Hoffnung und Heilung, aber auch um viel Geld. Nicht jeder, der sich in diesem Markt bewegt, führt Gutes im Schilde. Verständliche, seriöse Gesundheitsinformationen sind keine Selbstverständlichkeit.

 

Das IQWiG hat gut daran getan, für das Projekt kompetente Unterstützer zu rekrutieren. Die Aufgabe ist schon jetzt enorm groß. Es geht um sehr dicke Bretter. Die Initiatoren wollen gemeinsam mit ihren Partnern das Angebot in den kommenden Jahren immer weiter ausbauen.

 

Das wird auch nötig sein. Es gibt viele kommerzielle Anbieter von Gesundheitsinformationen. Sie haben in den vergangenen Jahren viel in ihre Angebote investiert. Das nationale Gesundheitsportal muss sich gegen diese Konkurrenz erst einmal durchsetzen. Das wird nicht einfach. Nach einer aktuellen Untersuchung des AOK-Bundesverbandes traut sich nur jeder dritte Befragte zu, im Netz seriöse Gesundheitsangebote von unseriösen zu unterscheiden. Qualitätssiegel waren fast allen Teilnehmern der Befragung unbekannt.

 

Trotz dieser Hürden ist das Gesundheitsportal eine gute Sache. Es kommt eher zu spät als zu früh. Hersteller zweifelhafter Nahrungsergänzungsmittel, Anbieter abseitiger Arzneimittel, Potenzpillen oder vermeintlich leistungsteigernder Pillen gibt es mehr als genug.

 

Dennoch hat das Portal Chancen. Wenn die Heilberufe dabei sind, dann steigert dies die Akzeptanz des Angebotes. Und wenn die Initiatoren ­Gesundheitsthemen auch für Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz aufbereiten, dann ist dies ein weiteres Argument dafür, das Projekt wohlwollend zu begleiten.

 

Daniel Rücker

Chefredakteur

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