IQWiG präsentiert erstes Konzept |
21.02.2018 10:36 Uhr |
Von Stephanie Schersch / Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat ein erstes Konzept für das sogenannte nationale Gesundheitsportal präsentiert. Nun können die potenziellen Nutzer die Pläne kommentieren.
Über das Portal sollen Bürger im Internet künftig verlässliche Informationen rund um Fragen zur Gesundheit finden. Im vergangenen Jahr hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) das IQWiG beauftragt, Vorschläge auszuarbeiten, wie ein solches Angebot aussehen könnte. Diese Empfehlungen liegen nun vor.
Es gibt viele Wege, die Gesundheit zu fördern, doch nicht jeder hält, was er verspricht. Das nationale Gesundheitsportal soll unter anderem dabei helfen, sich im Dickicht der Präventionsangebote zu orientieren.
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Langfristig soll das Portal evidenzbasierte Informationen zu Gesundheits- und Präventionsfragen bündeln und strukturieren. Zwar gebe es im Internet bereits heute gute Angebote, heißt es beim IQWiG. Doch viele Nutzer hätten Schwierigkeiten, diese aus der Flut von Informationen herauszufiltern. Genau das belegt auch eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Yougov, die im Auftrag des AOK-Bundesverbands entstanden ist. Demnach sieht sich nur etwa jeder Dritte imstande, Angebote im Internet richtig einzuordnen und seriöse von unseriösen Gesundheitsinformationen zu unterscheiden. Auch etablierte Qualitätssiegel für medizinische Internetseiten helfen offenbar nicht unbedingt weiter. So gaben 84 Prozent der Befragten an, diese Siegel überhaupt nicht zu kennen.
Beratung in der Nähe
Neben der Bündelung verlässlicher Informationen soll das Portal auch helfen, telefonische und persönliche Beratungsangebote in der näheren Umgebung schneller zu finden, um damit besonders Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz gezielt zu unterstützen. Für das Gesundheitsportal wird nun ein Träger gesucht. Dieser darf keine kommerziellen Interessen verfolgen, muss gemeinnützig und zugleich wissenschaftlichen Grundsätzen verpflichtet sein. Die Inhalte sollen Kooperationspartner liefern, auch sie müssen bestimmte Qualitätsvorgaben erfüllen und ein Akkreditierungsverfahren durchlaufen. Dabei sollen zunächst Mindeststandards greifen, die dann schrittweise angehoben werden.
Das IQWiG zählt bereits eine Reihe möglicher Module auf, für die potenzielle Partner zur Verfügung stehen. So könnte es etwa ein Modul mit Erläuterungen zum deutschen Gesundheitswesen geben, sowie einen Navigator zu laufenden klinischen Studien. Auch die Auflistung evidenzbasierter Präventionsangebote wäre möglich, ebenso die Navigation zu Ärzten, Kliniken, Pflegeeinrichtungen oder persönlichen Beratungsangeboten in der Nähe sowie eventuell eine Bewertung aktueller Medienberichte.
Geplant ist, das Portal stufenweise aufzubauen. So könnte das Angebot schnell an den Start gehen und dann sukzessive erweitert werden. Das IQWiG schlägt vor, zunächst eine Suchmaschine auf dem Portal einzurichten, die ausschließlich die Inhalte akkreditierter Kooperationspartner erfasst und entsprechende Trefferlisten liefert. Besonders wichtig sei, beim Ausbau der Angebote die Bedürfnisse der Nutzer im Auge zu behalten, heißt es. »Nur dann wird das Portal bei den Zielgruppen gut angenommen werden«, sagt Klaus Koch, der beim IQWiG das Ressort Gesundheitsinformation leitet. Daher müssten die Verbraucher von Beginn an mitreden.
Stellung nehmen
Wer möchte, kann den Konzeptentwurf des IQWiG bewerten und bis zum 13. März eine Stellungnahme einreichen. Nähere Informationen und den ausführlichen Entwurf gibt es auf der Webseite des IQWiG. Das Institut will die Reaktionen anschließend sichten und in den weiteren Ausbau des Konzepts einfließen lassen.
Die Gesundheitskompetenz der Bürger zu stärken, ist ein zentrales Ziel der schwarz-roten Bundesregierung. Im Sommer 2017 hatte Gröhe gemeinsam mit verschiedenen Akteuren die sogenannte Allianz für mehr Gesundheitskompetenz auf den Weg gebracht, die Anfang dieser Woche einen Aktionsplan vorgelegt hat (lesen Sie dazu auch Seite 8). Auch bei einer Neuauflage der Großen Koalition würden Union und SPD dem Thema weiterhin große Bedeutung beimessen – so steht es zumindest im Koalitionsvertrag. /