Ginkgo schützt Nervenzellen |
22.02.2011 17:25 Uhr |
Von Annette Mende, Palma / Wenn Nervenzellen altern, nimmt die Aktivität ihrer Mitochondrien ab. Die Folge ist ein Energiemangel, der wiederum die Zellalterung der Neuronen und ein Nachlassen der Gehirnleistung beschleunigt. Dieser Kreislauf lässt sich mit einem Ginkgo-Extrakt durchbrechen, wie Heidelberger Wissenschaftler in einem Zellmodell zeigen konnten.
Ein Merkmal des Älterwerdens ist, dass die Konzentration und andere kognitive Fähigkeiten abnehmen. Auslöser der nachlassenden Leistungsfähigkeit der Nervenzellen ist ein zunehmender Energiemangel, der durch Schäden der neuronalen Mitochondrien entsteht. Das haben Forscher der Uni Heidelberg herausgefunden, die den Alterungsprozess von Neuronen im Zellmodell nachgestellt haben. Da Adenosin-Triphosphat (ATP), der universelle Energielieferant des Körpers, in den Mitochondrien gebildet wird, handelt es sich dabei um einen sich selbst verstärkenden Effekt.
Seine Unempfindlichkeit gegen Umweltnoxen macht den Ginkgo heute zu einem beliebten Baum in vielen Großstädten. Aus seinen Blättern werden Extrakte hergestellt, die etwa gegen Hirnleistungsstörungen eingesetzt werden.
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»Bisherige Zellkulturmodelle zur Untersuchung neurodegenerativer Prozesse hatten den Nachteil, dass in ihnen eine akute und schnelle Störung des mitochondrialen Energiestoffwechsels ausgelöst wurde. Das entspricht jedoch nicht der In-vivo-Situation, wo die Schädigung der Zellen langsam zunimmt«, erklärte Professor Dr. Jürgen Kopitz vom Pathologischen Institut der Universität Heidelberg bei einer von der Firma Schwabe unterstützten Veranstaltung auf Mallorca. Kopitz und Kollegen gelang es, in ihrem Zellmodell eine langsam akkumulierende moderate Schädigung von Neuroblastomzellen zu induzieren.
Im Heidelberger Zellmodell wurde deutlich, dass sich bei ATP-Mangel in den Mitochondrien der Oxidationsschutz reduziert. Oxidativer Stress und Lipidperoxidation können dann Membrane, Proteine und DNA der Zellorganellen schädigen. »Anders als die DNA im Zellkern, verfügt die mitochondriale DNA über keine Reparaturmechanismen«, so Kopitz. In ihrem Modell ließen die Heidelberger Forscher die Zellschädigung so weit akkumulieren, dass die Zellen am Ende den programmierten Zelltod Apoptose einleiteten.
Konzentration nur bedingt trainierbar
Kopitz und Kollegen konnten zeigen, dass der Ginkgo-biloba-Extrakt EGb 761 (Tebonin®) die Nervenzellen vor diesen schädigenden Einflüssen schützen kann. Dabei steht laut Kopitz der Schutz der Mitochondrienfunktion durch eine Erhöhung des ATP-Spiegels im Mittelpunkt. In den Zellkulturen, die sie mit dem Ginkgo-Extrakt behandelt hatten, fanden die Wissenschaftler praktisch keine Apoptose. In weiteren Versuchen wollen die Forscher klären, welche Bestandteile des Pflanzenextraktes für die beobachteten positiven Wirkungen auf die Mitochondrienfunktion verantwortlich sind.
Mit Möglichkeiten zur Verbesserung der Konzentration ohne pharmakologische Hilfsmittel beschäftigt sich Professor Dr. Karl Westhoff von der Technischen Universität Dresden. Westhoff zufolge hängt die Konzentration von verschiedenen Variablen ab, die man nicht immer alle selbst beeinflussen kann. Lärm, Schmerzen, Ärger oder fehlende Motivation seien Beispiele für Bedingungen, die die Konzentrationsfähigkeit stark einschränken, sagte Westhoff. Besonders störend sind laut Westhoff überzogene Erwartungen, die andere oder man selbst an sich stellt. »Konzentration setzt eine bewusste Informationsverarbeitung voraus. Kein Mensch kann daher viele Dinge gleichzeitig machen, auf die er sich richtig konzentrieren muss«, erklärte der Psychologe.
Die Fähigkeit zur Konzentration ist ein Persönlichkeitsmerkmal und lässt sich laut Westhoff nur bedingt trainieren. In den üblichen Konzentrationstests muss der Proband einfache Aufgaben lösen, die keine besonderen Kenntnisse oder Fähigkeiten voraussetzen. Maße für die Güte der Konzentration sind die Schnelligkeit und die Anzahl der Fehler. Übt man Konzentrationstests, gewinnt man an Tempo und macht auch etwas weniger Fehler. Diese Übungsgewinne bleiben über Wochen und Monate erhalten, betreffen aber immer nur das Gebiet, auf dem geübt wurde. Eine allgemeine Verbesserung der kognitiven Funktionen lässt sich damit also nicht erreichen. Westhoff: »Es gibt keinen Konzentrationstest mit nachgewiesenen Transfereffekten.« Optimale Rahmenbedingungen sind laut Westhoff für eine gute Konzentration viel wichtiger als häufige Konzentrationsübungen. /