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Trendwende

Vom Lehrstellen- zum Fachkräftemangel

23.02.2010  17:20 Uhr

Von Werner Kurzlechner, Berlin / Der Markt kippt. Die meisten Lehrstellenbewerber bekommen auch einen Vertrag. Apotheken bilden auch deshalb immer häufiger aus, weil die Fachkräfte auf dem Markt knapp werden.

Die schlechte steckt in der guten Nachricht mit drin. »Trotz der Krise hat sich der Ausbildungsmarkt in Deutschland positiv entwickelt«, verkündete Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) als Bilanz eines Spitzentreffens des Nationalen Ausbildungspaktes. Das um mindestens zwei Jahre verlängerte Bündnis mit dem Ziel, durch gezielte Nachvermittlung möglichst alle Schulabgänger auf dem Arbeitsmarkt unterzubringen, hat erneut erfolgreich gearbeitet.

Von 9600 Ausbildungsplatz-Bewerbern im September konnten laut Bundesagentur für Arbeit 5200 nachvermittelt werden. Die Erfolgsquote von fast 60 Prozent entspricht in etwa jener der Vorjahre. Allerdings schrumpfte die Zahl der Bewerber um eine Lehrstelle im Vergleich zu 2007 auf ein Drittel. Die positive Nachricht also: sinkende Jugendarbeitslosigkeit. Brüderles negative Nachricht: »Wir sehen klare Anzeichen eines Fachkräftemangel.«

 

»Es gibt 72 600 zusätzliche Ausbildungs­plätze, darunter über 6000 in den Freien Berufen«, sagte Dr. Ulrich Oesingmann, Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB). Von diesen zusätzlichen Plätzen entfallen laut BFB 503 auf den Beruf des Pharmazeutisch-Kaufmännischen Angestellten (PKA). 1990 der insgesamt 42675 neuen Ausbildungsverträge bundesweit haben angehende PKA abgeschlossen. 460 Apotheken bilden erstmalig aus. Der BFB schätzt die Zahl der PKA-Azubis auf derzeit zwischen 5100 und 5400. Die Nachwuchssorgen der Apotheker sind regional verschieden ausgeprägt. In der Apothekerkammer Nordrhein gebe es bislang überhaupt keine Probleme, sagte BFB-Geschäftsführer Marcus Kuhlmann der Pharmazeutischen Zeitung. In den neuen Bundesländern seien nur noch Schulabgänger an einer Ausbildung zur PKA interessiert. Das liege auch an dem nicht mehr zeitgemäßen Berufsbild, das derzeit modernisiert werde.

 

Oesingmann wies auch auf den steigenden Anteil von Auszubildenden mit ausländischen Wurzeln hin. »Diese Jugendlichen haben die besten Chancen, wenn sie ihren Migrationshintergrund als Zusatzqualifikation verstehen und neben Deutsch eine weitere Sprache mitbringen«, so der BFB-Präsident. In den Freien Berufen mache man positive Erfahrungen, so Oesingmann. 7,7 Prozent der Azubis haben einen Migrationshintergrund, bei PKA liegt die Quote nach BFB-Einschätzung darüber. /

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