Geschätzte Präsenzapotheke |
15.02.2017 08:58 Uhr |
Von Anna Pannen und Ev Tebroke / Den Bundesbürgern liegt die Präsenzapotheke mit all ihren Leistungen am Herzen. Das hat eine Umfrage der ABDA ergeben. Eine zweite Befragung zeigt: Zwar locken Boni auf rezeptpflichtige Medikamente auch Kunden, die bislang nur in der Offizin um die Ecke eingekauft haben. Die meisten Befragten wollen der Präsenzapotheke aber treu bleiben.
Die Leistungen der Offizin-Apotheker genießen in der Bevölkerung einen hohen Stellenwert. Das hat eine Forsa-Umfrage im Auftrag der ABDA in dieser Woche ergeben. Rund 1000 Bürger wurden dafür telefonisch befragt. Vier von fünf gaben an, die umfassende Beratung in Apotheken sei sehr wichtig oder wichtig (86 Prozent). 84 beziehungsweise 79 Prozent machten dieselbe Aussage für den Notdienst und die Anfertigung von Rezepturen.
Internetnutzer
Auch jene Menschen, die sich viel im Internet aufhalten, bevorzugen laut Umfrage nicht unbedingt Versandapotheken. 85 Prozent der Befragten, die in den vergangenen drei Monaten online waren, halten die Vor-Ort-Beratung für sehr wichtig oder wichtig. Schließlich würden dabei alle benötigten Medikamente in die Beratung einbezogen.
Laut Umfragen sind die meisten Deutschen ihrer Apotheke vor Ort treu – auch in Zeiten des Internet-Versands von Arzneimitteln.
Foto: picture-alliance/dpa
»Niemand will auf seine Apotheke in der Nähe verzichten. Aber je mehr Menschen im Internet Medikamente kaufen, desto mehr Apotheken werden schließen«, sagt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. In den ersten drei Wochen des Jahres waren laut Umfrage zwei Drittel der Bundesbürger schon mindestens einmal in einer Apotheke. »Die Apotheken gehören zum Leben dazu«, so Schmidt.
Die Befragung ergab auch, dass vor allem Menschen mit einem monatlichen Haushalts-Nettoeinkommen ab 3000 Euro ihre Medikamente online bestellen. 37 Prozent der Bürger in ländlichen Regionen und 24 Prozent der Städter haben dagegen schon einmal den Botendienst einer Apotheke genutzt. Vor allem für Ältere und Menschen ohne Internet sei dieser bedeutsam, erklärte die ABDA.
Dass die Verlockungen der Versandhändler dennoch nicht alle Menschen kalt lassen, zeigt eine zweite Umfrage. Das Emnid-Institut hatte kürzlich im Auftrag des Pharmaherstellers Abbvie ebenfalls eine Telefonbefragung durchgeführt. Auch hier wurden 1000 Deutsche zu ihrem Kaufverhalten bei Arzneimitteln befragt.
Knapp 800 der Teilnehmer gaben an, sie hätten Medikamente bislang noch nie online gekauft. Gefragt, ob sie rezeptpflichtige Arzneien im Internet bestellen würden, wenn sie dort einen Rabatt bekommen, sagten aber immerhin 25 Prozent von ihnen ja. Die Mehrheit würde der Präsenzapotheke jedoch trotz Boni treu bleiben.
200 der von Emnid Befragten hatten schon einmal Arzneimittel online bestellt. 93 Prozent von ihnen kauften dort bislang aber nur verschreibungsfreie Präparate. 36 Prozent dieser Teilnehmer erklärten, künftig noch häufiger im Internet zu ordern, wenn sie Boni auf Rx-Medikamente bekommen.
Der Apotheke treu
Auch die Abbvie-Umfrage zeigt jedoch, dass die meisten Deutschen ihrer Apotheke treu sind: 78 Prozent der Befragten erklärten, ihre Medikamente ausschließlich in Präsenzapotheken vor Ort zu kaufen. 12 Prozent kaufen ab und zu auch online. Bei 6 Prozent ist es umgekehrt: Sie kaufen überwiegend bei Versandapotheken und nur gelegentlich in einer Offizin. 2 Prozent kaufen laut Umfrage ausschließlich bei Versandapotheken.
Abbvie wollte auch wissen, warum sich Menschen jeweils dafür entscheiden, ihre Medikamente online oder vor Ort zu kaufen. Heraus kam: Wer Medikamente lieber in der Präsenzapotheke holt, tut dies meist, weil ihm die persönliche Beratung wichtig ist. Auch die schnellere Verfügbarkeit und das größere Vertrauen zum Apotheker spielen eine Rolle. Jene Befragte, die Medikamente online bestellen, gaben dagegen zu 73 Prozent an, dies wegen der günstigen Preise zu tun. Nur 12 Prozent sagten, sie fänden den Kauf auf diesem Weg praktischer. /