Gel als reversible Spermiensperre |
15.02.2017 09:02 Uhr |
Von Christina Hohmann-Jeddi / Eine neue Art der Kontrazeption für Männer haben US-amerikanische Forscher erfolgreich an Rhesusaffen getestet. Ein in den Samenleiter injiziertes Polymergel lässt zwar die Samenflüssigkeit, nicht aber die Spermien passieren. Hierdurch vermittelt es bei den Tieren eine lang anhaltende und sichere Kontrazeption, berichten Forscher vom California National Primate Research Centre im Fachjournal »Basic and Clinical Andrology« (DOI: 10.1186/s12610-017-0048-9).
Das Team um Dr. Angela Colagross-Schouten testete die Wirkung des Polymergels Vasalgel™ an 16 erwachsenen Rhesusaffen-Männchen. Die Tiere erhielten eine Injektion von 100 µl Gel, das das synthetische Polymer Styrol-Maleinsäure-Anhydrid in Dimethylsulfoxid enthält, beidseitig in die Samenleiter appliziert. Das Gel verschließt diese und bildet eine mechanische Sperre gegen Spermien.
Spermien auf ihrem Weg zur Eizelle.
Foto: Fotolia/vchalup
Für die Injektion war eine Operation unter Narkose erforderlich. Eine Woche lang konnten sich die behandelten Tiere erholen, dann wurden sie in ihre gewohnte Umgebung entlassen. Die Rhesusaffen hielten sich in Freigehegen in Gruppen von 10 bis 30 Tieren auf, zu denen jeweils mindestens drei bis neun fruchtbare Weibchen gehörten. Alle behandelten Männchen lebten mindestens eine Paarungssaison mit den fertilen Weibchen zusammen, sieben Männchen sogar etwa zwei Jahre lang. Nach der Behandlung kam es zu keiner Konzeption, berichten die Forscher. Die normale Schwangerschaftsrate liegt bei 80 Prozent pro Paarungssaison.
Nebenwirkungen der Behandlung traten kaum auf. Ein Affe entwickelte ein Spermagranulom, eine gutartige knotige Veränderung am Samenstrang, die häufig auch nach Vasektomie (Durchtrennung der Samenleiter) auftritt. In der Regel entwickeln sich die Granulome von selbst zurück, selten ist eine operative Entfernung nötig. Die Forscher sehen in der Applikation des Polymergels eine mögliche Alternative zur Vasektomie, da sie den Vorteil hat, dass sie vermutlich rückgängig zu machen ist. Darauf weisen vorhergehende Untersuchungen mit Kaninchen hin. Bei diesen Tieren konnte der Gelpfropfen durch Spülen mit Natriumhydrogencarbonat (Natron) entfernt werden, wodurch der Spermienfluss rasch wiederhergestellt werden konnte.
Als Nächstes wollen die Forscher testen, ob der Eingriff auch bei Affen wieder rückgängig zu machen ist. Wenn die Ergebnisse günstig ausfallen, sollen 2018 erste klinische Studien mit Vasalgel starten. Das meldet die Parsemus Foundation, die die Entwicklung des männlichen Kontrazeptivums fördert. /