Streit um Namen geht weiter |
07.02.2018 10:17 Uhr |
Von Caroline Wendt / Der Streit um die Namen der beiden Mohren-Apotheken in Frankfurt am Main dauert an. Die dort ansässige Kommunale Ausländervertretung (KAV) hält die Bezeichnung »Mohr« für rassistisch und fordert daher, die Apotheken umzubenennen. Über einen entsprechenden Antrag soll nun die Stadtverordnetenversammlung entscheiden.
Die Mohren-Apotheke im Frankfurter Stadtteil Eschersheim hat als Reaktion auf die Vorwürfe bereits ihr Logo von der Apothekenwebsite entfernt. Es zeigte den Kopf einer schwarzen Frau mit Turban und großen Ohrringen. Der KAV reicht dieser Schritt offenbar nicht aus. Auch der Name soll geändert werden, fordert sie. »Es ging uns nie darum, zu sagen, dass die Apotheker selbst rassistisch sind«, betonte KAV-Sprecherin Virginia Wangare-Greiner in einem Interview mit der »Frankfurter Rundschau«. Vielmehr gehe es darum, zu erkennen, wer durch Namen und Logos verletzt werde.
Der Name »Mohren-Apotheke« steht in Frankfurt in der Kritik. Die Stadtverordnetenversammlung muss nun über einen Antrag zur Umbenennung entscheiden.
Foto: dpa:
Die Entscheidung über eine Namensänderung steht allerdings noch aus. Die Stadtverordnetenversammlung prüft derzeit den durch die KAV eingereichten Antrag. Schwierig wird es allerdings bei der Zeil-Apotheke »Zum Mohren« in der Frankfurter Innenstadt: Hier ist der Name in die Fassade des denkmalgeschützten Hauses eingelassen.
Großer Aufwand
Eine Namensänderung würde für die Apotheken einen beträchtlichen Aufwand bedeuten, von neuen Rezeptur-Etiketten bis hin zu einem neuen Handelsregistereintrag. Die Betriebserlaubnis der Apotheken bleibt davon jedoch unangetastet. Namensänderungen seien jederzeit und problemlos möglich, erklärte das Regierungspräsidium Frankfurt auf Anfrage der PZ. Eine Umbenennung solle auch nicht am Geld scheitern, so die Sprecherin des KAV. »Wenn eine Apotheke ihren Namen ändern möchte, können wir als KAV Unterstützung leisten, etwa zu Spenden aufrufen oder eine Benefizveranstaltung organisieren«, erklärte Wangare-Greiner.
Zunächst gilt jedoch zu klären, ob der Name überhaupt entfernt werden muss. Geschichtlich betrachtet, ist der Begriff »Mohr« keine Beleidigung. Tatsächlich geht es hier nicht um die Abwertung dunkelhäutiger Menschen. Seinen Ursprung hat das Wort wahrscheinlich im althochdeutschen »m_or«, welches sich vom lateinischen Wort »maurus« ableiten soll. Die Römer bezeichneten so die Bewohner der nordafrikanischen Provinz Mauretanien, welche dem Gebiet der heutigen Staaten Marokko und Algerien entspricht.
Tatsächlich scheint der Begriff ein Qualitätsversprechen zu sein. Im Mittelalter brachten die Mauren den Fortschritt nach Europa: Exotische Gewürze, neue Arzneimittel und fortschrittliche Medizin waren im Gepäck der Karawanen aus den fernen Ländern des Orients. Dass sich deshalb viele Apotheken nach den Mauren oder Mohren benannt haben könnten, ist allerdings nur eine nicht bewiesene Theorie.
Wandel der Bedeutung
Mit dem Beginn der Kolonialzeit verändert sich die Bedeutung des Wortes Mohr jedoch. Der ehemals edle Mohr wurde als Sklave an die europäischen Höfe verschleppt, auf Jahrmärkten und Ausstellungen zur Schau gestellt. Der Begriff des Mohrs erhielt eine abwertende Bedeutung.
Heute findet der Ausdruck Mohr hauptsächlich in historischen Zusammenhängen Verwendung. Viele Firmen wie Sarotti oder Hersteller von Schokoküssen haben ihn bereits aus ihrem Namen verbannt. Ob das nun auch bei den Mohren-Apotheken der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Angesichts der Herleitung des Wortes gibt es sicherlich nachvollziehbare Gründe, den Namen weiter zu tragen. Doch da sich Sprache auch immer den gesellschaftlichen Veränderungen anpasst, ist es durchaus möglich, dass der Name manche Passanten und Kunden irritiert. /